Geld stinkt bekanntlich nicht, Blutgeld aber vielleicht doch. Erpressung ist jedenfalls eine äußerst lohnende Einkommensquelle, wie neben dem etwas komplexeren Beispiel Kim Jong Il, der erfolgreich die USA erpresst und die UN bestiehlt, derzeit vor allem der libysche Revolutionsführer Muammar al Gaddafi beweist.
Wären in dieser Angelegenheit nicht sechs Menschen als Geiseln genommen und acht Jahren lang eingesperrt, gedemütigt, gefoltert und mit dem Tode bedroht worden, würde es sich ja um eine Farce handeln, in der die naive Unverschämtheit der Beschuldigungen herzlich zu lachen gegeben hätte. Man erkennt doch den im Mittelalter üblichen Vorwurf der Brunnenvergiftung durch Juden in Gaddafis Behauptungen 2001 in Abuja, CIA und Mossad hätten Experimente mit den libyschen Aids-kranken Kindern gemacht. Es erstaunt fast, dass überhaupt jemand auf diese grotesken Verleumdungen ernsthaft eingegangen ist und Wissenschafter wie Luc Montagnier und Vittorio Colizzi ein Gutachten abgegeben haben, das dann übrigens vom Gericht als zu "hypothetisch" abgelehnt wurde.
Da die zuerst verlangte Entschädigungssumme exakt dem Betrag entsprach, den Libyen den Angehörigen des von seinem Geheimdienst verübten Lockerbie-Anschlags zahlen sollte, war bald klar, für was für einen "Handel" diese Geiseln gebraucht wurden. Jetzt wird weniger Blutgeld bezahlt, dank der Verhandlungen durch die von Muammars al Gaddafis Sohn Saif al Islam geleitete Gaddafi-Stiftung. Saif al Islam ("Schwert des Islam") ist in Österreich vor allem als enger Freund Jörg Haiders bekannt geworden, befindet sich aber im Unterschied zu diesem auf dem aufsteigenden Karriere-Ast.
Was es freilich für Ferrero-Waldner und Sarkozy zu jubeln gab, als sie der Geldübergabe zustimmten, und was ihr "Erfolg" gewesen sein soll, bleibt vorläufig ein Rätsel. Dass die EU einer brutalen arabischen Diktatur jetzt alle möglichen Vorteile einräumt, hat vor allem damit zu tun, dass man Libyen braucht, um die Emigration aus Nordafrika einzudämmen.