Das 73. Filmfestival von Venedig (31.8. – 10.9. 2016) bringt im Wettbewerb, in dem 20 Filme um den Goldenen Löwen konkurrieren, einen Mix von Starkino und klassischem Autorenfilm. Außer Konkurrenz feiert auch Ulrich Seidls neuer Dokumentarfilm "Safari" seine Weltpremiere.
Eröffnet wird das 73. Filmfestival von Venedig – wie schon länger bekannt ist – mit Damien Chazelles Musical "La La Land", einer Hommage an die Goldene Ära des Hollywood-Musicals, den Abschluss wird – außer Konkurrenz – Antoine Fuquas Remake des Western-Klassikers "The Magnificent Seven" bilden.
Einen Mix nicht nur aus jüngeren Regisseuren wie dem 31-jährigen Chazelle und Altmeistern wie dem 79-jährigen Russen Andrei Konchalovsky, der in "Paradise" einer emigrierten russischen Adeligen, einem französischen Kollaborateur und einem SS-Offizier durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs folgt, sondern auch von publikumsorientiertem US-Kino und klassischem Autorenfilm dürfte der Wettbewerb bringen.
Zu den hochkarätig besetzten US-Produktionen zählen hier auch Denis Villeneuves Science-Fiction-Film "Arrival" und "Nocturnal Animals", der nach "A Single Man" mit Spannung erwartete zweite Filme des Modedesigners Tom Ford.
Zu den jüngeren Regisseuren zählt auch Derek Cianfrance, der mit der Romanze "The Light Between Oceans" eingeladen wurde, sowie Ana Lily Amirpour, die nach ihrer Vampirgeschichte "A Girl Walks Home Alone at Night" mit ihrem zweiten Spielfilm "The Bad Batch" den Sprung in den Hauptwettbewerb eines der renommiertesten Filmfestivals schaffte.
Während sich Ford für seinen zweiten Film sieben Jahre Zeit ließ, arbeiten andere Regisseure ungleich schneller. Der Philippino Lav Diaz war gerade im Februar noch mit seinem Achtstünder "A Lullaby to the Sorrowful Mystery" im Wettbewerb der Berlinale vertreten und zeigt nun am Lido "The Woman Who Left", der Chilene Pablo Larrain präsentierte im Mai in Cannes in einer Nebenreihe sein Biopic "Neruda" und schickt nun mit "Jackie" seinen ersten englischsprachigen Film ins Löwen-Rennen. Mit Natalie Portman, Peter Sarsgaard und Greta Gerwig in den Hauptrollen blickt Larrain darin auf das Leben Jackie Kennedys unmittelbar nach der Ermordung ihres Mannes John. F. am 22. November 1963 in Dallas.
Zu den festen Größen im Festivalzirkus gehört längst der Franzose Francois Ozon. In dem kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs spielenden Schwarzweißfilm "Frantz" erzählt er von einer jungen Deutschen, die am Grab ihres verstorbenen französischen Verlobten einem mysteriösen Mann begegnet. Seinen ersten Spielfilm nach zwölf Jahren legt Emir Kusturica vor, der in "On the Milky Road" in drei verbundenen Geschichten von einer Liebesgeschichte auf dem Balkan erzählt, die vom Krieg überschattet wird.
Vom Spielfilm dem Dokumentarfilm zugewandt hat sich dagegen Terrence Malick, der in "Voyage of Time" laut Pressemitteilung von Entstehung und Untergang des Universums erzählt, während Wim Wenders mit der Adaption des Theaterstücks "Die schönen Tage von Aranjuez" zu seiner Zusammenarbeit mit Peter Handke in den frühen 1970er Jahren zurückkehrt.
Gespannt sein darf man auch auf den neuen Film des Franzosen Stéphane Brizé ("Une vie") sowie "La Región salvaje" des Mexikaners Amat Escalante, der 2013 mit "Heli" im Wettbewerb von Cannes Aufsehen erregte. Aber auch bislang unbekannte Namen fehlen in einem Wettbewerb nicht, in dem das Gastgeberland für einmal zahlenmäßig nicht so übermächtig, sondern nur mit drei Produktionen vertreten ist.
Außer Wettbewerb werden neben den ersten zwei Folgen von Paolo Sorrentinos TV-Mini-Serie "The Young Pope" unter anderem auch neue Spielfilme von Rebbecca Zlotowski ("Planetarium"), Mel Gibson („Hacksaw Ridge“ und Benoît Jacquot ("À jamais") sowie mit Spannung erwartete Dokumentarfilme gezeigt. So reflektiert der Ukrainer Sergei Loznitza in "Austerlitz" ausgehend von einem ehemaligen Konzentrationslager über die Erinnerung, während Ulrich Seidl in "Safari" österreichische Jagdtouristen in Afrika begleitet.
Nicht übersehen sollte man aber auch die Nebenreihen "Orizzonti" und "Cinema nel giardino". Hier sind neben noch unbekannten Regisseuren mit dem Koreaner Kim Ki-duk ("The Net" in der Sektion "Cinema nel giardino") oder der Französin Katell Quillévére und der US-Israelin Rama Burshtein ("Reparer les vivants" bzw. "Through the Wall" in der Sektion "Orrizonti") durchaus auch FilmemacherInnen vertreten, die mit ihren bisherigen Arbeiten schon aufhorchen ließen.