Unvergessliche Filmstars: Humphrey Bogart

28. September 2017 Walter Gasperi
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Mit John Hustons Komödie "Beat the Devil - Schachg dem Teufel" und Chester Erskines Drama "Call It Murder" sind bei Schröder Media in der Reihe "Unvergessliche Filmstars" zwei Filme mit Humphrey Bogart auf DVD erschienen.

Die Vorspanntitel künden Humphrey Bogart als Hauptdarsteller von Chester Erskines "Call It Murder" an, doch im Grunde spielt der Hollywood-Star in dem 1934 gedrehten Drama, das ursprünglich unter dem Titel "Midnight" in die Kinos kam, erst bei der Wiederaufführung 1947 als "Call It Murder" präsentiert wurde, nur eine Nebenrolle.

Mit einem interessanten Schwenk über die Gesichter der Geschworenen und des Publikums eines Prozesses, zu dem eine unsichtbar bleibende Frau vom Tod ihres Mannes berichtet, beginnt der Film, ist aber in der Folge sehr theaterhaft inszeniert. Kein Schuss-Gegenschuss-Verfahren dynamisiert hier Gespräche, sondern in einer frontalen Einstellung sind diese Szenen meist gefilmt.

Die Herkunft vom Theater ist aber auch in der weitgehenden Konzentration auf einen Raum spürbar. Denn nach dem Prozess, bei dem die Angeklagte wegen des Mordes an ihrem Mann zum Tode verurteilt wird, spielt der Film praktisch zur Gänze am Abend der Hinrichtung im Haus des Vorsitzenden der Geschworenen, der wesentlich zum Urteil beitrug.

Auf Verbrechen muss Strafe folgen ist die Devise dieses Edward Weldon (O. P. Haggie) und stellt diese sogar über die Liebe zu seiner Tochter Stella, als diese praktisch gleichzeitig mit der Hinrichtung der Verurteilten ihren Geliebten (Humphrey Bogart) tötet, weil dieser sie verlassen will. Im Gegensatz zum Vater stellt sich der herbeigerufene Staatsanwalt aber hinter Stella und stellt den Mord als Fehde unter Gangstern dar.

Ganz auf die Kritik an der US-Justiz ist dieser frühe Tonfilm angelegt, gewinnt nicht nur durch seine unglaubwürdige Konstruktion, sondern auch durch fehlende Figurenzeichnung, mangelnde Entwicklung der Geschichte und ungemein statische Inszenierung kein wirkliches Leben. Die Bildqualität ist - höflich formuliert – grenzwertig, steif werden die Dialoge – zumindest in der deutschen Fassung - emotionslos heruntergesagt und seltsam angeklebt wirkt die über jede Szene und jedes Gespräch gelegte Musiksauce.

Fehlerhaft ist aber auch die Inhaltsangabe auf dem DVD-Cover und vertauscht wurden auch die Intro-Bilder zu beiden Filmen. Teilweise vergessen lässt diese Schwächen immerhin der zweite Film. Denn John Hustons Komödie "Beat the Devil – Schach dem Teufel" (1953), zu der der Regisseur zusammen mit Truman Capote das Drehbuch schrieb, ist schon ein ganz anderes Kaliber als "Call It Murder", auch wenn die Bildqualität auch hier nicht überzeugt.

Nach fünf Filmen, darunter Klassikern wie "The Maltese Falcon" (1941), "The Treasure of the Sierra Madre" (1948) und "African Queen" (1951) arbeiteten Huston und Bogart hier ein letztes Mal zusammen. Mit dabei von "The Maltese Falcon" ist auch Peter Lorre, der hinreißend ein deutsches Mitglied einer Gangsterbande spielt, das ständig vor sich hin philosophiert.

Bei seinem Erscheinen war der Film ein Misserfolg, da das Publikum offenbar einen ernsten Gangster- und Agentenfilm erwartete, Huston und Co. aber eine Parodie vorlegten. Im Zentrum steht eine Gruppe von Abenteurern, die von Italien nach Afrika übersetzen möchte, um dort Uranvorräte auszubeuten.

Keiner traut hier dem anderen, jeder führt ein Doppelspiel und während sich die italienische Frau (Gina Lollobrigida) des Amerikaners Billy Dannreuther (Humphrey Bogart) für einen Briten, der sich als reicher Lord ausgibt, zu interessieren beginnt, beginnt die Frau des Briten (Jennifer Jones) eine Affäre mit Dannreuther. Dazu kommt eine Bande von vier schrulligen Gangstern, die vom übergewichtigen Peterson (Robert Morley) angeführt werden.

Weil das Schiff nicht ablegt, sitzen sie im Küstendorf fest, ein Versuch mit einem Flugzeug nach Afrika überzusetzen, scheitert auf witzige Weise. Als das Schiff schließlich doch in See sticht, treten bald Komplikationen auf, denn der italienische Kapitän ist ständig betrunken und die Intrigen innerhalb der Gruppe setzen sich fort. Als das Schiff auch noch zu sinken droht, rettet sich die seltsame Reisegesellschaft an Land, wird aber sogleich von Arabern gefangen genommen.

So krud die Geschichte ist, so spürt man doch die Lust, mit der hier Regisseur und Schauspieler bei der Sache waren. Geschliffene rasante Dialoge fehlen nicht und typisch für Huston ist auch das Scheitern der Bemühungen beinahe aller Protagonisten. Denn schön schließt der Film wieder am Ausgangsort, nur einer – und zwar gerade der vermeintlich schwächste – scheint sein Ziel erreicht zu haben. – Das mag kein großer Film sein, aber ein immer noch unterhaltsames Nebenwerk, das durch die pittoreske Amalfi-Küste viel italienisches Flair versprüht.

An Sprachversionen werden bei beiden Filmen entgegen den Angaben auf dem Cover und bei Amazon und Co. nur die deutschen Synchronfassungen (nicht aber die englische Originalfassung) angeboten. Extras fehlen gänzlich.

Trailer zu "Beat the Devil - Schach dem Teufel"