Unsichtbare Schatten

Krise, welche Krise? Gute wie schlechte Ereignisse kommen, gehen oder werfen ihre Schatten voraus, ebenso wie die Flut von Informationen, Kommentaren und Vorhersagen, die sie begleiten – nur der gefühlte Takt scheint sich gerade zu beschleunigen. Dazwischen jedoch entsteht etwas, worüber Zeitungen, Fernsehen oder Internet nicht berichten, nämlich ein weit ausgreifendes Unbehagen, welches schwer zu beschreiben ist.

Diffuse Ängste, kaum greifbare Verunsicherungen und latente Bedrohungen prägen ein Lebensgefühl, das zwischen einer Gegenwart im Wandel und einer ungewissen Zukunft viel von seiner Leichtigkeit verloren hat. Kurz: Die Suche nach Antworten, Sicherheit und klaren Verhältnissen führt meist zu der unbequemen Einsicht, dass die Welt konfus, rätselhaft und obendrein in ständiger Bewegung ist.

In einer umfangreichen Ausstellung erlaubt sich nun das Marta eine etwas andere Diagnose unserer Zeit. Dabei zeigt sich einmal mehr, wie die Kunst besonders sensibel auf solche verdrängten oder schwer fassbaren Veränderungen reagiert, ohne dabei sprichwörtlich schwarz zu malen. Gerade in jüngster Zeit hat sich ein vielschichtiger und keineswegs nur düsterer künstlerischer Blick entwickelt.

Die Ausstellung "Unsichtbare Schatten" versammelt "Bilder der Verunsicherung", in denen die Schatten der Zeit nicht in erster Linie als harte Konturen oder alptraumhafte Visionen erscheinen, sondern in vielfältigen Facetten, welche sich einer tagesaktuellen, plakativen oder einseitigen Abbildung der Krise bewusst entziehen. Jenseits von Katastrophenszenarien oder der Suche nach vernünftigen Antworten entwickeln viele Künstlerinnen und Künstler symbolische Bilder, deren Oberfläche das darunter Liegende durchscheinen lässt. Ahnungen des Verborgenen oder des Unheimlichen legen in Kunstwerken sichtbare Spuren, schaffen aber auch blinde Flecken.

Ein Blick in die Geschichte zeigt zudem, dass die bürgerlichen Gesellschaften der Moderne seit dem 19. Jahrhundert immer wieder solche Zustände der Veränderung und eine unsicher pendelnde Stimmung zwischen ungeklärter Vergangenheit, Fortschrittshoffnung und Zukunftsangst erlebt haben. Um dies erfahrbar zu machen, wird das breite Spektrum der aktuellen künstlerischen Arbeiten von fünf herausragenden künstlerischen und historischen Momenten begleitet, wie zum Beispiel Paul Klees "Blau Mantel".

KünstlerInnen: Mona Ardeleanu, Matthias Bitzer, Michaël Borremans, Mark Bradford, Nina Canell, Mircea Cantor, Martin Creed, Ronny Delrue, Michael Elmgreen & Ingar Dragset, Andreas Exner, Andrea Fogli, Mihai Grecu, Sabine Groß, Akseli Gallen-Kallela, Robert Gober, David Octavius Hill & Robert Adamson, Teresa Hubbard & Alexander Birchler, Katharina Jahnke, Paul Klee, Alicja Kwade, DeAnna Maganias, Kris Martin, Pia Maria Martin, Alois Mosbacher, Wilhelm Mundt, Oscar Muñoz, Olaf Nicolai, Navid Nuur, Olaf Quantius, Alexandra Ranner, Gerhard Richter, Christian Schwarzwald, Norbert Schwontkowski, Tianhong Sheng, Simon Starling & Superflex, Jörn Stahlschmidt, Susanne Tunn, Gavin Turk, Hannes Van Severen, Sandra Vásquez de la Horra, Sonja Vordermaier, Mark Wallinger, Weizenfeld

Unsichtbare Schatten
Bilder der Verunsicherung
4. September bis 28. November 2010