Unprätentiös und dennoch anspruchsvoll

Andreas Fuhrimann und Gabrielle Hächler führen seit 1995 in Zürich gemeinsam ein Architekturbüro. Zu ihren bekannten Bauwerken gehören das Haus Presenhuber in Vnà oder das Architekten- und Künstlerhaus in Zürich. Seit 2009 sind sie Gastdozenten an der ETH Zürich. Die Ausstellung in der ARchENA der ETH Zürich gibt einen Einblick in ihr Schaffen. Die Schau zeigt eine begehbare Rauminstallation mit Bildcollagen und Modellen zu fünf privaten Wohnhäusern und zwei öffentlichen Gebäuden.

Die Ausstellung zeigt eine begehbare Rauminstallation mit Bildcollagen und Modellen zu fünf privaten Wohnhäusern und zwei öffentlichen Gebäuden. Obwohl die Zürcher Architekten auch grössere und städtebauliche Projekte bearbeiten, konzentrieren sie sich somit auf ein Hauptthema ihrer Arbeit: die Untersuchung des architektonischen Raumes als grundlegendem Architekturbaustein. Dass die Projekte für Bauherren entstanden, die – ebenso wie Fuhrimann Hächler – in der Architektur- und Kunstszene zu Hause sind, befördert diese Forschungsarbeit zusätzlich.

Trotz unterschiedlichen Raumkonzeptionen und Fassadenausbildungen haben die sieben Projekte prägnante Gemeinsamkeiten: Die Verwendung von "einfachen" Materialien wie rohem Beton, grossformatigen Sperrholztafeln etc. steht für ein unprätentiöses, jedoch visuell anspruchvolles, ästhetisches Materialkonzept. Im Grundriss erzeugen subtile Abschweifungen vom rechten Winkel fliessende Raumübergänge ohne hektische Dynamik. Die dadurch entstehenden räumlichen "Unklarheiten" verdichten und reichern die scheinbar einfachen Grundstrukturen an.

Die Häuser zeigen exemplarisch, wie die Architekten den Spagat zwischen scheinbar unvereinbaren Gegensätzen bewältigen: Zum einen suchen sie "unschweizerisch" bewusst die Nichtperfektion und Unreinheit. Zum anderen ist ihre Architektur äusserst kontrolliert und konzeptuell durchdacht. Dabei verzichten Fuhrimann Hächler auf historisierende oder ikonische Vereinfachungsstrategien und betrachten das Wissen um die Komplexität der Architektur vielmehr als Herausforderung. Ihrer Auffassung nach entscheidet der reflexive Umgang mit dieser Komplexität letztlich über die gesellschaftliche Relevanz einer Architektur.

Deren "Rohstoffe" – realer und kultureller Kontext, Raumprogramm, Form und architektonischer Ausdruck, sowie sinnliche Anforderungen – werden im Entwurfsprozess gleichwertig so lange bearbeitet, bis sich daraus ein räumliches Konglomerat herauskristallisiert. Die Verwendung einer ökonomisch effektiven Konstruktion mit haptisch sinnlichen Oberflächen ermöglicht schliesslich Low-Bugdet-Bauten mit einem räumlichen High-End-Reichtum.

Publikation: "Was ein Haus in sich selbst verankert. Andreas Fuhrimann Gabrielle Hächler. Sieben Bauten." Mit Texten von Hubertus Adam, Kurt W. Forster, Andreas Fuhrimann, Gabrielle Hächler, Gianni Jetzer und Marie Theres Stauffer. 19 x 25 cm, 216 Seiten, über 100 Abb. in Farbe, Pläne in sw, Broschur. Lars Müller Publishers 2010; ISBN 978-3-03778-224-8, Deutsch, CHF 55.00; ISBN 978-3-03778-240-8, English, Euro 35.00

Andreas Fuhrimann Gabrielle Hächler
24. November 2010 bis 3. Februar 2011