Töten

Killerspiele, Amokläufe, Familienmorde, Ehrenmorde, Kindstötungen, Lustmorde, Selbstmorde, politische Morde, Völkermorde, Selbstmordattentäter, Terroranschläge, Kriege und Bürgerkriege, Töten von Zivilisten, getötete Soldaten, vom Töten traumatisierte heimkehrende Soldaten: Töten ist in unserer Welt – auch in den scheinbar friedlichen Regionen – allgegenwärtig geworden. Doch warum spiegelt sich dies kaum in der Wahrnehmung unserer Zeit? Warum gibt es keinen Diskurs über das Töten?

Die Ausstellung "Töten" versucht diesen Widerspruch zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit zu untersuchen. Sie analysiert die aktuellen Ausdrucksformen des Tötens in der zeitgenössischen Kunst. Dabei geht es um die Rezeption des Unaussprechlichen, des Unvorstellbaren, des Tabuisierten. Denn wenn das Verdrängte allgegenwärtig wird, wird seine Gewärtigung zwingend.

Die Ausstellung präsentiert Arbeiten von elf renommierten Vertretern der internationalen Kunstszene: Jenny Holzer, Taryn Simon, Anri Sala, Kitty Kraus, Milica Tomic, Parastou Forouhar, Yves Netzhammer, Bjørn Melhus, Michal Kosakowski, Franco und Eva Mattes sowie Simon Menner werden in diesem Ausstellungsprojekt erstmals zu diesem Thema versammelt.

Die Künstlerinnen und Künstler verarbeiten die Täter- wie auch die Opferperspektive, sie reflektieren das Töten als physischen Akt und als psychische Phantasie, schaffen ein unmittelbares Bild vom Töten oder entwickeln abstrakte Tatanalysen. Sie loten gesellschaftliche Strukturen oder auch individuelle Abgründe aus und spiegeln deren mediale Präsenz. Im Obergeschoß des Kunstpalais thematisieren die Künstler die Rezeption von Kriegen und politischen Morden. Im Untergeschoss reflektieren Künstler die medialen Inszenierungen des Tötens.

Zur Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in den Räumen des Kunstpalais ein interdisziplinäres Symposium veranstaltet: Die Institute der Philosophie, Geschichte, Politische Wissenschaft, Theologie, Architektur, Strafrecht, Psychologische Diagnostik, Pädagogik, Kulturgeographie sowie der Studiengang Ethik der Textkulturen bilden inhaltliche Schwerpunkte. Keynote-Speaker sind u.a. der britische Stadtforscher Stephen Graham (Stanford University) sowie der UN-Menschenrechtsbeauftragte Heiner Bielefeldt.

Publikationen: Ausstellung und wissenschaftliches Begleitprogramm werden in einem Buchkompendium dokumentiert, der alle Arbeiten der Künstler sowie alle wissenschaftlichen Positionen und Beiträge dokumentiert. Das Werk wird in einer Auflage von 2.000 Exemplaren in einem renommierten Kunstverlag erscheinen.

Töten
31. März bis 17. Juni 2012