Thomas Stimm: Terra

Am 24. Dezember des Jahres 1968 hatte Apollo 8, der erste bemannte Flug zum Mond, seine dritte Mondumrundung abgeschlossen. Als die Astronauten aus den Fenstern des Raumschiffs blickten, erkannten sie über dem Horizont des Mondes einen blauen und weißen Bogen, der schnell größer wurde: die aufgehende Erde.

Die Farbaufnahmen dieses "Earthrise", auf dem eine blaue Erde über dem grauen Horizont des Mondes vor einem unendlich schwarzen Weltall aufgeht, wurde eines der bekanntesten Motive des 20. Jahrhunderts. Sie rückten die Schönheit, aber auch die Verletzlichkeit der Erde in den Fokus der Wahrnehmung. Der eindrucksvoll dokumentierte Blick aus dem All veränderte das kollektive Bewusstsein der Gesellschaft und verankerte die Sehnsucht nach Weltfrieden und das Bewusstsein des Weltbürgertums tief in der Popkultur.

Thomas Stimm wirbt in seinem großen Werkblock Terra, der sich – der Tradition der Pop Art verpflichtet – unter anderem auf diese Aufnahmen bezieht, um den Blick von außen, um den Blick aus dem All auf die Erde. Mit Lust und Ironie entwickelt er Logos, Embleme und Icons für ein neues planetares Bewusstsein. Ein farbenfrohes Bild unseres Planeten entsteht: "Terra" als "Heimat im All" für "Terranier" aller Kontinente.

Die Ausstellung "Terra" präsentiert erstmals den umfangreichen und bislang wenig bekannten Werkblock des Künstlers. Die Exponate umfassen Movie-Banner, die 1995 in Zusammenarbeit mit dem indischen Plakatmaler Yiothi entstanden sind, aber auch Entwürfe zu monumentalen Skulpturen und Platzgestaltungen, die Thomas Stimm in den vergangenen zwei Jahren entworfen hat. Der Künstler schuf Visualisierungen einer dahinsausenden Erdkugel und eines unendlichen Alls, baute Podeste und Altäre für seine Terra, Menschen- und Sternenbilder, verdichtete seine Adoradas zu Wandinstallationen, die in gewisser Weise an Ikonostasen erinnern. Er gestaltete Erdkugeln auf Sonnenstrahlen, in einem finsteren All, von Buchstaben und Blumen oder Mündern mit Sprechblasen ornamental umgeben, malte Terra auf Postern und Bildern. Bestandteil der Ausstellung ist auch ein Shop für Terranian Lifestyle.

Thomas Stimm, geboren 1948 in Wien lebt und arbeitet in Wien, Burgau und Köln

Thomas Stimm: Terra
8. Oktober bis 28. November 2010