Theophil Hansen. Kunsthandwerk

Mit "Theophil Hansen. Kunsthandwerk" widmet sich das MAK ab 28. Mai 2013 in einer kleinen Präsentation der kunstgewerblichen Arbeit des renommierten Wiener Ringstraßenarchitekten Theophil Hansen (1813 Kopenhagen – 1891 Wien). Anlässlich seines 200. Geburtstags werden in der MAK-Studiensammlung Glas ausgewählte, nach Entwürfen des dänisch-österreichischen Architekten realisierte Glas-, Keramik- und Metallarbeiten sowie Möbel aus dem umfassenden Bestand der MAK-Sammlung gezeigt.

Als einer der wesentlichsten Vertreter des sogenannten strengen Historismus sah Hansen seine Bauten erst im Zusammenspiel von Architektur und Kunstgewerbe vervollständigt. Der Architekt entwickelte für die von ihm geplanten großen Bauwerke in Wien und Niederösterreich, darunter das Schloss Herrnstein (1856–1880), der Musikverein (1867–1870), die Börse (1874–1877), das ehemalige Reichsratsgebäude und heutige Parlament (1874–1883) oder die Akademie der bildenden Künste (1871–1876), auch die komplette Inneneinrichtung.

Seine Ausbildung an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen, das Vorbild der Architektur Karl Friedrich Schinkels und ein mehrjähriger Aufenthalt in Athen verschafften ihm das nötige Rüstzeug, um auch zum erfahrenen Gestalter von Gebrauchsgegenständen zu werden, die er im Sinne des Gesamtkunstwerkdenkens des Historismus als Teil der Architektur betrachtete. Eine klare, sehr feine Detaillierung, ein konsequent konstruktiver Gesamtaufbau sowie die Verwendung von vollplastischen Einzelmotiven wie Akanthusranken, Delphinen, Sphinxen oder Putten prägten Hansens Formensprache. Die Auseinandersetzung mit Vorbildern und Stilzitaten war dem Architekten auch bei seinen kunstgewerblichen Arbeiten ein besonderes Anliegen.

Auf einem zentralen Podest zeigt die Präsentation im MAK Hansens um 1890 entwickelten, über drei Meter hohen Glasleuchter in der Ausführung der Firma Hollenbach’s Neffen sowie ausgewählte Möbel nach den Entwürfen des Architekten. Die flankierenden Vitrinen sind unter anderem den von J. & L. Lobmeyr und der Wiener Porzellanmanufaktur nach Entwürfen von Theophil Hansen realisierten Gläsern und Keramiken aus den Jahren 1864 bis 1874 gewidmet. Neben diesen bedeutenden Firmen der Wiener Ringstraßenzeit verband den Bauherrn auch mit dem Juwelier A. E. Köchert und dem Silberschmied Mayerhofer & Klinkosch eine intensive Zusammenarbeit. Vor allem das Wiener Traditionsunternehmen J. & L. Lobmeyr fungierte als regelmäßiger Auftraggeber für zahlreiche Glasgegenstände, für den Firmenbesitzer Ludwig Lobmeyr gestaltete er die gesamte Wohnungseinrichtung.

Die Präsentation "Theophil Hansen. Kunsthandwerk" würdigt den gestaltungssouveränen Einzelgänger Hansen sowie seinen, aus der tektonischen Form entwickelten kunstgewerblichen Entwurf und dokumentiert diesen besonderen Aspekt seines Wirkens in Wien.

Theophil Hansen. Kunsthandwerk
28. Mai bis 13. Oktober 2013
MAK-Studiensammlung Glas