Tell it like it is

17. November 2010 Rosemarie Schmitt
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Es gibt ein neues Album des Bassbaritons Thomas Quasthoff ! Nein, nichts mit Dichterliebe oder Winterreise, kein Erlkönig und keines Knaben Wunderhorn weit und breit. Hat er möglicherweise die Arie der Bach-Kantate (BWV 82) "Ich habe genug..." ein einzigmal zu oft gesungen? Hat Quasthoff jetzt etwa genug von der klassischen Musik?

Dabei ist "Tell it like it is" nicht sein erster Ausflug in die Welt des Jazz. Bereits 2007 veröffentlichte er auch bei der Deutschen Grammophon (ein Label von Universal-Music) "The Jazz-Album" mit dem Untertitel "watch what happens". Und was passierte in den vergangenen drei Jahren? Was meine Meinung zu Quasthoffs Liebe zu Jazz und Soul betrifft, so hat sich nichts geändert. Diese Musik gefällt ihm, macht ihm Spaß, paßt zu seiner Freude am Leben, zu seinem Humor, seiner Melancholie, seiner Ernsthaftigkeit und zu seiner ganz eigenen Art, die Dinge zu nehmen, wie sie nun mal sind.

Thomas Quasthoff mit seinem neuen Programm auf der Bühne live zu erleben ist eine Offenbarung. Wenn es dann auch noch die Bühne des Grand Auditoriums der neuen Philharmonie der Stadt Luxemburg ist, dann ist dieses Erlebnis unschlagbar! Unschlagbar, unfaßbar und unvergleichlich gut. Obwohl, jemand der mit Cover-Songs einen Abend bestreitet mit Vergleichen durchaus zu rechnen hat. Aber als alter Klassik-Hase, der es gewohnt ist zu singen, was seit hunderten von Jahren von hunderten anderer Klassik-Hasen immer wieder gesungen wird, der sieht hier kein Problem.

Wie bei jedem Album und bei jedem Konzert gibt es immer wieder den ein oder anderen Song, der mir am besten gefällt. In diesem Fall, an diesem Abend, in diesem Auditorium in Reihe 12 auf Platz 15 gefiel mir am besten der einzige nicht gecoverte Titel des Abends. Ein Song, komponiert von seinem Bruder mit dem Titel "The Whistleman". Michael nennt seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Thomas seit dieser denken kann "Zwergi". Thomas Quasthoff erzählte dies bei dem ersten Tell-it-like-it-is-Konzert in Berlin und er sagte auch, noch lieber hätte er es allerdings, wenn sein Bruder ihn "Shorty" nennen würde.

Den "Whistleman", meine lieben Leser, sollten Sie sich anhören (Titel 11 auf dem Album!), und Sie werden meine Begeisterung für diesen Ausflug Thomas Quasthoffs, in die Welt des Jazz und Soul verstehen. Tell it like it is... eben.

Einverstanden, sehr geehrter Herr Quasthoff, sag ich es eben wie es ist (wie es für mich ist). Sie sind ein wirklich guter Sänger, ob Sie nun Klassik singen, oder Jazz! Und auch die Musiker, die Sie auf der aktuellen Tour begleiten, gehören zur Spitzenklasse, zur Crème de la Crème der deutschen Jazzmusikszene! Der fast schon legendäre Frank Chastenier an der Hammond-Orgel, Bruno Müller an der Gitarre, Dieter Ilg am Bass und Wolfgang Haffner, ein Mensch mit genialem Taktgefühl am Schlagzeug! Lassen Sie das mir der klassischen Musik doch ab jetzt einfach bleiben. Alles hat seine Zeit! Singen Sie, was Ihnen so richtig Spaß macht und was Ihnen gefällt!

Ach, machen Sie doch einfach was Sie wollen Herr Quasthoff, und gut ists! Und wie gut!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt