Taucher in die Abgründe der Seele

Vom 8. Dezember 07 bis 2. Februar 08 zeigt die Basler Galerie Hilt Arbeiten des 1940 in Innsbruck geborenen Malers Anton Christian. Christian studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und an der Académie des Beaux-Arts in Paris. Auf eine frühe Phase vorwiegend konzeptioneller Kunst folgte Mitte der 1970er Jahre die Hinwendung zu Zeichnung und Graphik, wobei das Ineinandergreifen von Text und Bild zum integralen Bestandteil seines Schaffens wurde.

Seit Anfang der 70-er Jahre ist bei Anton Christian ein Werk entstanden, das beispiellos ist: Bilder, die der Taucher in die Abgründe der Seele zutage fördert. Die grossen Spanier leuchten darin auf, Zurbarán, Veláquez, der alte Goya mit seinem schwarzen Humor auf den Tafeln aus der Quinta del sordo. Und man denkt an Tizian und sein Venedig, dessen Bewohner, so die Anekdote, sich fragten, ob er die Pinsel wohl in sein Blut und in seinen Samen tunkte, so intensiv waren die Farben ... Eine fleischfressende Malerei, gespeist von einer Glut, die von innen kommt: Daddy"s kind of cooking.

Das Natur- und Menschenbild, das Anton Christian in seinen Gemälden entwirft, konfrontiert mit einer Wahrheit, die, wörtlich verstanden, unter die Haut geht. Der Künstler, sich bewusst, dass der Tod dem Leben nicht entgegengesetzt ist, dringt in die Substanz des rohen Fleisches und der rohen Instinkte ein, legt die Nervensysteme seiner Figuren frei, macht sichtbar, was kaum sagbar ist: Neben der unbändigen Vitalität, die in diesen Bildern pulst und pocht, die Qual und der physische Schmerz von existentieller Angst, Einsamkeit; in diese Malgründe sind die gewaltsamen Einbrüche, die Aggressivität und die Tragik unserer Zeit gegraben.

Quelle: Auszüge aus Reto Hänny, "Der Taucher – oder Empfindungen vor Tonis Seelenlandschaften" in: "Anton Christian – Ort der Erinnerung", Katalogbuch Tiroler Landesmuseum, Innsbruck 2000.


Anton Christian - Alte Leute
8. Dezember 07 bis 2. Februar 08