"Sturm und Stille" von Brigitta Dewald-Koch

26. Juli 2013 admin
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Der Klappentext: Am französischen Felsenriff von Cap Fréhel treffen die unkonventionelle Nina und der überzeugte Junggeselle Martin aufeinander. Eine leidenschaftliche, aber schwierige Beziehung beginnt. Obwohl die beiden sich stark zueinander hingezogen fühlen, entwickeln sie sich in ganz verschieden: Nina geht im häuslichen Bereich und der Idee von Familie völlig auf, Martin fühlt sich immer stärker eingeengt.

Als die gemeinsame Tochter stirbt, reagieren Martin und Nina heftig: Sie fällt in apathische Trauer und wird in eine Klinik eingewiesen. Er hingegen betäubt sich mit Affären – ein schwerer Fehler, wie sich bald herausstellt.

Meine Gedanken zum Buch: Man muss, kann und möchte nicht alles selbst erlebt haben, kann statt dessen über anderer Leben lesen, dachte ich. So las ich denn "Sturm und Stille", denn man sagt, Brigitta Dewald-Koch schreibt sehr dicht am Leben. Von dem was "man sagt", bilde ich mir stets lieber meine eigene Meinung, hier ist sie:

Wäre ich Frau Dewald-Koch, und würde man mir im Anschluß an eine Lesung aus "Sturm und Stille" Fragen stellen, so wäre die schrecklichste aller Fragen: "Wieviel Autobiografisches steckt in Ihrem Roman?" Sturm und Stille zeugt von der außerordentlichen Professionalität, von enormer Beobachtungsgabe, Menschenkenntnis und dem literarischen Know-how der Schriftstellerin. Sie schreibt in der Tat so überzeugend, so glaubwürdig, als habe sie dies alles selbst erlebt.

Und als habe ich es selbst erlebt, so fühle ich noch immer, wenn ich an die Geschichte von Nina und Martin denke. Brigitta Dewald-Koch hat mich hineingezogen in das Leben der beiden, hat mich gefesselt und fasziniert mit Worten. Ist das nicht die größte Kunst eines Schriftstellers? Ist es nicht genau das, was Lesen so wundervoll macht? Und dabei ist es keineswegs so, dass ich das Leben der beiden Hauptdarsteller leben möchte, nein, ist es doch schwierig, traurig, beinahe aussichtslos, doch zutiefst menschlich. Mensch sein bedeutet nun einmal nicht stets glücklich zu sein.

Häufig, wenn ich ein Buch zu Ende gelesen habe, haften an und in ihm zig farbige Notizen. In "Sturm und Stille" jedoch haftet nichts – es ist diese Geschichte die haftet, in meinen Gedanken. Ich hatte keine Zeit für Notizen, wollte weiter lesen, ertappte mich gar dabei, wie ich mit Nina haderte, mit Martin schimpfte, Ninas Vater anständig die Meinung sagte und ihre Mutter fragte: Warum? Und da dies nicht immer stumm vonstatten ging, war ich froh, dass ich während des Lesens alleine war. Es war übrigens mein erstes "interaktives Lesen", und ich lese viel, sehr viel.

Noch immer denke ich oft an Nina und Martin. Wenn Sie "Sturm und Stille" gelesen haben, dann wissen Sie, wie perfekt dieser Titel passt! In der Bibel steht geschrieben: "Er verwandelte den Sturm in Stille, es legten sich die Wellen. Da freuten sie sich, dass es still geworden war, und er führte sie in den ersehnten Hafen." Ist Stille stets ein Grund zur Freude? ... in den ersehnten Hafen? Sicher?

Brigitta Dewald-Koch: Sturm und Stille, Roman
Broschiert: 320 Seiten, Verlag: VAT Verlag André Thiele
ISBN-10: 3940884952; ISBN-13: 978-3940884954
EUR 14,90