Stummfilme und Live-Musik am Saumarkt

Das frühe Kino vor 1930 gilt zwar als Stummfilmzeit, es war aber nie wirklich stumm, sondern bezog eine enorme Vielfalt an klanglichen Materialien und Quellen ein: Kinoerklärer, Sinfonieorchester, Kinoorgel, Geräuschemacher. Jede Filmvorführung war also ein performatives Ereignis, das keiner anderen Vorführung des gleichen Films bis aufs Haar glich. In diesem Sinne gestaltet der Saumarkt eine kleine Stummfilmreihe mit Musik. Ein Sinfonieorchester ist nicht zur Hand, aber Vorarlberger Bands und eine Klasse des Musikgymnasiums Feldkirch gestalten mit ihrer Musik Kinoabende.

Mi. 14. März 2012, 19.30 Uhr
Intro Filmgruppe Gymnasium Schillerstraße
Way Down East
Regie: D.W.Griffith, USA 1920, 145 Min., engl. ZT
DarstellerInnen: Lillian Gish, Richard Barthelmess, Lowell Sherman, Burr McIntosh

Anna Moore, eine junge Frau aus Neuengland, verfällt in Boston dem Charme des reichen Lennox Sanderson. Dieser bringt sie mit einer vorgetäuschten Hochzeit dazu, mit ihm zu schlafen. Als Anna schwanger wird, gesteht Lennox ihr, dass die Trauungszeremonie ein Schwindel war und verlässt sie. Nach dem Tod ihrer Mutter und ihres Sohnes findet Anna, wegen ihres unehelichen Kindes von der Gesellschaft verstoßen, Arbeit auf der Farm von Squire Bartlett und verliebt sich in dessen Sohn David. Da taucht plötzlich der Mann aus Boston wieder auf und ihre Vergangenheit holt sie ein.

Das Stummfilmdrama war die bis dahin teuerste aber auch kommerziell sehr erfolgreiche Produktion Griffiths ("The Birth of a Nation"), die Dreharbeiten zogen sich über Monate hin, um den Wechsel der Jahreszeiten mit in den Film zu bringen. Für das hochdramatische Finale wurde der Beginn des Frühlings abgewartet, wenn die Eisschollen auf dem bis dahin zugefrorenen Fluss trieben.

Musik: Stator - Enno Lingg, Schlagzeug, E-Gitarre & Erich Budin, E-Gitarre

Do. 15. März 2012, 19.30 Uhr
Intro Filmgruppe Gymnasium Schillerstraße
Schlagende Wetter
Regie: Karl Grune, Deutschland 1923, 65 Min., dt. ZT
DarstellerInnen: Eugen Klöpfer, Liane Haid, Herman Vallentin u.a.

Marie wird von ihrem Vater aus dem Haus gejagt, als dieser erfährt, dass seine Tochter ein uneheliches Kind vom windigen Verführer George erwartet. Sie bringt das Kind allein zur Welt, wird vom Grubenarbeiter Thomas gefunden und mit dem Kind aufgenommen. Als er sie heiratet, scheint das Glück perfekt, doch George erfährt von der Heirat und umgarnt Marie erneut. Als George sie zu Hause bedrängt, ja sogar seinen Sohn zurück will, sucht Thomas die Konfrontation im Bergwerksstollen. Maria, die ein Unglück verhindern will, folgt den beiden in den Schacht. Während der dramatischen Verfolgungsjagd brechen schlagende Wetter los, und es kommt zu einem spektakulären Showdown tief unter der Erde.

Karl Grune (1890-1962), der sich mit expressionistischen Stummfilmen wie "Die Strasse" (1923) einen Namen gemacht hat, beweist seine ganze Meisterschaft in der atmosphärischen Darstellung zwangvoller Enge in den
Schächten des Bergwerks. Handkolorierte Effekte und stimmungsvoll einfarbig viragierte Sequenzen unterstreichen diese Wirkung zusätzlich.

Musik: Mose - Thomas Kuschny, Gitarre; Karl Müller, Bass; Markus Märte, Schlagzeug und Thomas Keckes, Gesang und Gitarre.

Sa. 17. März 2012, 15.00 Uhr
Intro Filmgruppe Gymnasium Schillerstraße
Die kleinen Strolche
Regie: Robert F. McGowan, USA 1922 – 1928, dt. ZT
DarstellerInnen: Ernie Morrison, Mickey Daniels, Jean Darling, Mary Kornman u.a.

Das reiche Mädchen Jean lädt die kleinen Strolche in ihr Haus ein. Der ältere Bruder Percy führt sie durch das Haus, wo sein Vater überall lustige kleine Fallen für die geplante Abendgesellschaft eingebaut hat. Die kleinen
Strolche genießen auf ihre Art …

In den 1920er Jahren erweckte der große Filmpionier Hal Roach die Erfolgsfilmserie "Die kleinen Strolche zum Leben". Seit dieser Zeit eroberte die stürmische und vor allem witzige Rasselbande Kinoleinwände und
Fernsehbildschirme.

Musik: Musikgymnasium Feldkirch, Leitung: Martin Lindenthal

Sa. 17. März 2012, 19.30 Uhr
Intro Filmgruppe Gymnasium Schillerstraße
The Unknown
Regie: Tod Browning, USA 1927, 59 Min., engl. ZT
DarstellerInnen: Lon Chaney, Joan Crawford, Norman Kerry, John George u.a.

"The Unknown" erzählt die Geschichte des armlosen Messerwerfers Alonzo. Er wirft die Messer mit seinen Füssen – als Zielscheibe in der Manege dient Nanon, die Tochter des Zirkusdirektors Zanzi, in die er sich unsterblich verliebt hat. Doch er verheimlicht der restlichen Welt, dass er Arme hat und seine Arbeit im Zirkus hauptsächlich als Tarnung für seine Einbruchsraubzüge dient, nur sein kleinwüchsiger Gehilfe Cojo weiß Bescheid. Alonzo hält seine Arme versteckt, da ein angeborener doppelter Daumen an der rechten Hand ihn verraten würde. Weil Nanon, auf Grund von schlechten Erfahrungen mit zudringlichen Männern, nichts mehr verabscheut als Männerhände, macht sich Alonzo Hoffnungen und ist bereit, bis zum Äußersten zu gehen, zu töten und … sich die Arme amputieren zu lassen ...

Regisseur Tod Browning drehte 10 Filme mit dem damals größten Horrorfilm-Star Lon Chaney, dieser ist vermutlich der verdrehteste, düsterste. In dieser Geschichte aus einem spanischen Zigeunerzirkus leuchtet schon Brownings späteres Meisterwerk "Freaks" (1932 von Publikum und Kritik verachtet und über 30 Jahre später wiederentdeckt) durch.

Musik: Road to Wineville - Wolfram Reiter, E-Gitarre, Lärm, Geräusche

Stummfilme und Live-Musik
14. bis 17. März 2012