Strange Paradise

Die Einzelausstellung "Strange Paradise" der 1961 in Chur geborenen Ursula Palla zeigt vom 29. März bis 25. Mai 2008 im Bündner Kunstmuseum Videoarbeiten und Installationen aus den Jahren 2001 bis 2008. Darin setzt sich die Künstlerin mit Landschaftsvorstellungen und pflanzlichen Motiven im weitesten Sinn auseinander und gestaltet auf den ersten Blick harmlose Idyllen: menschenleere Berglandschaften, üppige Blumenstillleben, Schmetterlinge an Blütenzweigen sowie einsame Inseln in der Südsee. Es sind ästhetisch ansprechende Videofilme in installativen Anordnungen, die den Betrachter dazu einladen, sich gedanklich und physisch niederzulassen, von den noch unbewohnten Idyllen Besitz zu ergreifen und sich an ihrer Friedfertigkeit seelisch zu laben.

Mit den paradiesischen Situationen antwortet Ursula Palla auf das zeitgenössische Bedürfnis nach dem eigenen kleinen Idyll, das umso dringlicher ersehnt wird, je unbarmherziger der Alltag ein ebensolches verunmöglicht. Jedoch geben sie sich nach dem ersten Augenschein als gebrochene zu erkennen. Die Künstlerin lässt die Idyllen in tatsächliche oder angedeutete Katastrophen münden, stört sie nachhaltig und konfrontiert sie brutal mit der Realität, um sie damit als vorübergehende Erscheinung zu entlarven. Manchmal macht sie diese auch vom Verhalten der Betrachter abhängig. Viele Videoinstallationen funktionieren "interaktiv", lösen bei Bewegung im Raum alternative Filmsequenzen aus und beziehen die Idylle auch auf diese Weise wieder auf die Wirklichkeit zurück.

Mit ihren hintersinnigen, humorvollen und kritischen Werken verknüpft Ursula Palla die zeitgenössische Sehnsucht nach dem Idyllischen mit der Hinterfragung der filmischen Illusionsmacht und untersucht deren Wirkung als Wunschprojektionen. Dabei findet auch ihre frühe künstlerische Prägung durch Besuche im Bündner Kunstmuseum Chur mit seinen Landschaftsbildern von Giovanni Segantini, Giovanni, Augusto und Alberto Giacometti ihren Niederschlag. Ursula Pallas "videastische" Annäherung an das Malerische und Idyllische mit seinen Brüchen und Irritationen entwirft ein Strange Paradise aus erinnerten, erhofften und brüchig gewordenen Paradiesvorstellungen.


Katalog: Ursula Palla – Strange Paradise, hrsg. von Kathleen Bühler mit Beiträgen von Angelika Affentranger-Kirchrath, Patrick Huber und Kathleen Bühler, Bündner Kunstmuseum Chur 2008, CHF 28.- (CHF 20.- für BKV-Mitglieder), zuzüglich Versandspesen (deutsche und englische Ausgabe).

Ursula Palla – Strange Paradise

29. März bis 25. Mai 2008