Die Römer eroberten die Bodensee-Region um das Jahr 15 v. Chr. und gliederten sie in ihr Weltreich ein. Eine Zeit des Wohlstands und innovativer Neuerungen begann, die Wirtschaft blühte auf. Die Wanderausstellung „Stadt, Land, Fluss – Römer am Bodensee“ beleuchtet diese Epoche. Sie zeigt Highlights aus vier Staaten rund um den Bodensee – insgesamt über 200 Ausstellungsobjekte. Ab 12. April macht die Ausstellung im Vorarlberg Museum Station.
Die prosperierende Zeit des „römischen Bodensees“ dauerte über drei Jahrhunderte und fand erst durch die Wanderungsbewegungen germanischer Stämme im Laufe des 3. und 4. Jahrhunderts ihr Ende. Das regionale Zentrum bildete Bregenz mit großem Tempelbezirk, öffentlichen Gebäuden, Wohnquartieren, Friedhöfen und Hafen. Im fruchtbaren Umland rund um den Bodensee entstanden zahlreiche Siedlungen, wie jene von Schleitheim oder Eschenz. Den Bewohnerinnen und Bewohnern standen dort unter anderem ein öffentliches Bad, Tavernen und zahlreiche Geschäfte zur Verfügung, Schusterwerkstätten, Töpfereien und Schmieden. Die Region wurde von mehr als 120 Gutshöfen bewirtschaftet.
Neue Ideen auf neuen Straßen
Ein dichtes Netz von Verkehrswegen zu Wasser und an Land verband die Siedlungen. Auf diesen Routen gelangten viele, teils neue Güter und Ideen in die Bodenseeregion. Erstmals wurden Gebäude mit gemörtelten Steinmauern und Ziegeldächern gebaut sowie Wasserleitungen, Mosaike und Bodenheizungen verlegt. Funde von hölzernen Latrinen bezeugen einen gehobenen Wohnstandard.
Roman way of life
Innerhalb kurzer Zeit übernahm die einheimische keltische Bevölkerung den „Roman way of life“. Das zeigt auch ein Blick auf den Speiseplan: Wein, Granatäpfel, Feigen, Olivenöl, Fischsauce oder Gewürze kamen von weit her an den Bodensee. Wer es sich leisten konnte, aß Austern aus dem Mittelmeer oder vom Atlantik. Bezahlt wurde mit Münzen aus Gold, Silber, Messing, Bronze und Kupfer, auf denen das Konterfei des jeweils regierenden Kaisers – oder der first lady – abgebildet war. Durch die römische Verwaltung und den Handel verbreitete sich die Schriftlichkeit, aber auch Privatpersonen schrieben Briefe oder schickten ihre Wünsche schriftlich an die Götter.
Sprache und Religion
Die Amtssprache Latein wurde übernommen, aus der sich – beeinflusst von einheimischen Dialekten – im Laufe der Jahrhunderte die rätoromanische Sprache entwickelt hatte. Die keltische Bevölkerung erweiterte sogar die eigene Götterwelt um Jupiter, Merkur, Venus oder Minerva. Grabbeigaben und die Verstorbenen selbst liefern interessante Hinweise auf das damalige Leben. So konnten beispielsweise der Gesundheitszustand der Bewohner oder die Zusammensetzung der Gesellschaft rekonstruiert werden.
Partner rund um den See
Highlights aus vier Staaten rund um den Bodensee sind in dieser Sonderausstellung zusammengetragen – insgesamt über 200 Ausstellungsobjekte. „Stadt, Land, Fluss – Römer am Bodensee“ ist die bereits vierte Gemeinschaftsausstellung aller Einrichtungen, die sich rund um den See mit provinzialrömischer Archäologie befassen: Museum für Archäologie Thurgau, Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg, Kreisarchäologie Konstanz, Kantonsarchäologie St. Gallen, Archäologie Liechtenstein, vorarlberg museum.
Begleitpublikation
Amt für Archäologie des Kantons Thurgau (Hg.). Stadt – Land – Fluss: Römer am Bodensee. Frauenfeld 2017, 168 Seiten, 19,50 Euro
Stadt – Land – Fluss / Römer am Bodensee
Sonderausstellung, 13. April – 25. August 2019
Eröffnung: Freitag, 12. April um 17.00 Uhr