"Sinn-Volles" Mobiliar

Seit 7. Mai 09 präsentiert die Fondation Beyeler im Souterrain und im Museumspark Werke von Franz West (geb. 1947). West zählt zu den bedeutendsten Protagonisten der internationalen Kunstszene. Er lebt und arbeitet in Wien und hat sich vor allem im Bereich des dreidimensionalen Gestaltens (Skulptur und Rauminstallationen) einen Namen gemacht. Die parallel zur Giacometti-Ausstellung (31.5.-11.10.2009) ausgerichtete Präsentation umfasst 18 Arbeiten aus verschiedenen Werkgruppen von Franz West, darunter auch neue und selten ausgestellte. Ihr gemeinsames Merkmal ist, dass sie von Besuchern weitgehend "besetzt" und gebraucht werden können.

Ein Grundthema aller Arbeiten von Franz West ist die Kommunikation und Interaktion mit und durch die Kunst. West fordert mit seinen Skulpturen das Publikum auf, die statische Haltung des Betrachters zu verlassen und die Objekte zu benutzen, um mit bewegtem Körper selbst Bestandteil des Kunstwerks zu werden. Wests skulpturales Schaffen setzte in den 1970er-Jahren mit den sogenannten "Passstücken" – "körpererweiternden Sinnprothesen" – ein. Ab 1987 schuf er aus Fertigteilen geformte oder mit Stoff bespannte Sitzmöbel aller Art, die, verfremdet und ironisiert, die Kunstwelt eroberten. Auch die in der Fondation Beyeler gezeigten Werke thematisieren die Frage nach der Grenze zwischen Kunstobjekt und Gebrauchsgegenstand.

Eine der neuesten Werke in der Präsentation, "Bratislava" (2009), besteht aus den bekannten mit Silberstoff überzogenen Liegen und einer grossen, dazwischen arrangierten Epoxidharzkugel. In Gestalt von "Genealogie des Ungreifbaren" (1997) und "Nulpen/Zerox" (2006) sind wichtige Beispiele der berühmten Passstücke zu sehen. Aus den "Ohren-Boxen" des leinenbezogenen Clubfauteuil (2007) erklingt Musik von Philipp Quehenberger. Die grossen Skulpturen "Alpha" und "Omega" (beide 2008) aus farbig lackiertem Aluminium entsprechen in ihrer Form den griechischen Schriftzeichen. In der Installation "Red Light District" wiederum hat Franz West anhand von leuchtenden Lampenschirmen den Eindruck einer roten Illumination eingefangen.

Im Berower Park der Fondation Beyeler ist die spektakuläre Aussenskulptur "Schleife" (2009) zu sehen, eine von drei ähnlich gestalteten Sitzskulpturen. Sie beziehen sich auf eine Grafik von Ludwig Wittgenstein, die dieser als ein Beispiel für Sinnlosigkeit und auch als Synonym für den Tod verwendet hat. Ebenso geht auch das als Garderobe benutzbare Werk "Sinnlos" (2008) auf die "Sinnlos-Kritzelei Wittgensteins" zurück. Im Wintergarten der Fondation Beyeler laden Franz Wests "Tisch und bunte Onkelstühle" (2008) dazu ein, sich niederzulassen und in Ausstellungsliteratur zu blättern.


Franz West
7. Mai bis 6. September 2009