Sigmar Polke - Die Editionen

Mit der Schenkung der Kölner Sammler Ulrich Reininghaus und Anna Friebe-Reininghaus sind im Dezember 2008 rund 200 Editionen von Sigmar Polke in die Bestände des Museum Ludwig gelangt. Damit besitzt das Kölner Haus eine der größten Sammlungen der Editionen in Europa. Ab dem 4. Juli 09 können die Besucher des Museum Ludwig dieses vielfältige Werk eines der wichtigsten und innovativsten Künstler der Gegenwart entdecken.

Die Ausstellung im Museum Ludwig zeigt die ganze, über 40-jährige Geschichte der Editionen von Sigmar Polke. Seltene Drucke und Bearbeitungen gehören ebenso dazu wie in Tausenden von Exemplaren hergestellte Inserts von Zeitschriften. Kaum ein Künstler hat im Bereich des Drucks mit solcher Lust experimentiert, kaum einer war dabei auch so komisch wie Sigmar Polke.

Seit 1963 und vor allem nach 1967 hat Polke Auflagenwerke hergestellt. Damals war die hohe Zeit der Drucke und Grafiken, doch Polke bediente sich eines höchst ungewöhnlichen Mittels: des Offsetdrucks. Der Offsetdruck, der von den Massenmedien benutzt wird, und der nur wenige andere Künstler interessiert hat, ist das Medium, aus dem viele Vorlagen für Polkes Bildwelt stammen.

Er reißt die Bilder aus ihrem Zusammenhang, er bringt sie in neue Gesellschaft, und manipuliert sie nach allen Regeln der Kunst: er vergrößert, färbt ein, verwischt, dehnt oder staucht. Alle möglichen Techniken von Überdrucken, Stanzen, Schütten bis Prägen und Besprühen setzt er ein. Er benützt unterschiedlichste Materialien von hauchfeinem Papier bis zu bedrucktem Karton. Der Druck der Editionen führt die Beschäftigung mit der Massenkommunikation wieder an ihren Ursprung zurück.

Seit Ende der sechziger Jahre arbeitet Polke auch nach eigenen Vorlagen; er fotografiert sich selbst, Kölner Bettler, Pariser Gebäude und vieles andere. Die eigentliche Arbeit beginnt oft erst in der Dunkelkammer, wo er in Belichtung und Vergrößerung eingreift. Diese auf fast magische Weise verwandelten Fotografien erscheinen in den Editionen, wo Polke sie mit den farblichen Möglichkeiten des Siebdrucks bearbeitet.

Und eine weitere Technik kommt ihm dabei gelegen: der Fotokopierer. Hier werden Vorlagen rasch durchgezogen, wird die Belichtung unterbrochen oder gestört. Das Ergebnis sind Köpfe mit langen Hälsen, schiefe Berge und wilde Schatten, ein Panoptikum der Deformationen.

Die Editionen stellen in Polkes Werk kein Nebengleis dar, sondern in ihnen werden die reproduktiven Techniken sichtbar, die auch die Gemälde immer wieder aufgreifen: Druck samt Rasterung, Fotografie und Fotokopie. Die Editionen zeigen also das buchstäblich, was die Malerei nur übersetzt. Sie übersetzen auch selbst Gemaltes oder nehmen es vorweg. Die Editionen sind ein wichtiges Element in Polkes Auseinandersetzung mit der repräsentierten und vervielfältigten Welt.


Sigmar Polke - Die Editionen
4. Juli bis 27. September 09