Short Cuts

In einer Zeit des allgegenwärtigen Digitalen beleuchtet die interdisziplinäre Gruppenausstellung "Short Cuts" den Dialog zwischen zwei Generationen von Kunstschaffenden, die sich zwischen Kunst, Design und Technologie bewegen. Diese Gegenüberstellung macht ersichtlich, wie in den elektronischen Künsten der Gegenwart sowie in der Konkreten und Kinetischen Kunst der 1960er und 1970er Jahren Technologie und ihre Effekte präsent sind.

Im Feld der jüngeren Generation überlagern sich unterschiedliche Positionen wie Marie-Julie Bourgeois, Gysin & Vanetti, Esther Hunziker, Julien Previeux oder Troika. Gemeinschaftsprojekte von Jürg Lehni oder Yugo Nakamura / William Lai machen ersichtlich, wie das Arbeiten im Netzwerk ständig neue Szenarien der Kunstproduktion und -betrachtung hervorbringt. Forschungsprojekte, wie das "Re-programmed art: an open manifesto" verändern wissenschaftliches Arbeiten und dessen Methoden. Die Aufführungen von Cod.Act und Ensemble Vortex räumen dem performativen Element einen Platz ein. Im historischen Bereich veranschaulichen die Werke, wie innovative Tendenzen durch eine Technologie-Bewegung getragen wurden, aus der Kunstschaffende hervorgegangen sind, die sich auch als Forschende verstehen.

Mit den Werken von Karl Gerstner und Jean Dupuy, Piotr Kowalski, Manfred Mohr, Francois Morellet oder Atsuko Tanaka unterstreicht die Ausstellung, wie deren Ästhetik des Digitalen bis heute aktuell geblieben ist. Geschichtsträchtige Dokumente zeugen von künstlerischen Ereignissen in diesem Wirkungskreis, an denen sowohl internationale wie Schweizer Kunstschaffende beteiligt waren. Die Ausstellung bringt mit raumfüllenden Installationen, Videoprojektionen, Robotik-Objekten, Forschungsprojekten, Performances und historischen Dokumenten Kunstschaffende unterschiedlicher Nationalitäten zusammen. Die Kontinuitäten und Brüche, die sich im Austausch zwischen unterschiedlichen Disziplinen ereignet haben, zeigen sich in den historischen und zeitgenössischen Werken. Die frühen Errungenschaften werden weiterentwickelt oder dekonstruiert und mit neuen Thematiken kombiniert. Beide Generationen untersuchen zeitliche und räumliche Wechselwirkungen sowie das Zusammenspiel zwischen Information und Wirklichkeit.

Das mechanische und digitale Innenleben bestimmter Arbeiten bringt verspielte und zugleich errechnete Bildkombinationen von Raster und Formen hervor. Unabhängig von Epochen erweisen sich Wiederholung, Ordnungsverfahren, Kombination und Variation von ästhetischen Mustern als Resultat technologisch geprägter Kunst. Die Werke der Gegenwart durchlaufen anhand dieser Eigenschaften einen Prozess, der an eine Erneuerung der Konkreten Kunst erinnert. Einerseits wird das Programmieren als Grundlage des künstlerischen Prozesses eingesetzt. Andererseits lassen Kunstschaffende sich nicht mehr von den Grenzen der Technologie einschränken und verbinden unterschiedliche Medien im Kontext ihrer künstlerischen Experimente.

Die Technologie wird als ein Element ihrer Praxis erachtet und nicht mehr als bestimmendes Instrument ihres Schaffens. Partizipation und Bewegung sind ebenso Bestandteil ausgewählter Werke. Bei deren Betrachtung mag die Erkenntnis entstehen, dass ästhetische Wahrnehmung nicht nur auf Bildinformationen gründet. sondern auch auf dem Verhalten der Rezipienten; also wie sich das Publikum dem Werk nähert, wie es mit ihm interagiert. Technologische Neuerungen halten unmittelbaren Einzug in die Kunstproduktion. Auffallend bei den elektronischen Künsten ist ihre Nähe zu unseren Lebenswelten. Dabei wird Technologie nicht als Symbol des Fortschritts gepriesen, sondern es zeigt sich eine umfangreiche Diversität von Werken, die zukunftsorientierte Aspekte thematisieren, auf Schwachstellen im (sozialen) System aufmerksam machen oder anhand utopischer Szenarien kritische Impulse setzen.

Die umfangreiche und zugleich präzise Werkzusammenstellung ermöglicht dem Publikum sich ein Urteil zu bilden. ob die gängigen Werkkategorien sich auflösen und dadurch Raum für neue Szenarien von Kunst entsteht. Im Dialog der Generationen zeigen sich visuelle Motive, die sich wie Echos zwischen den Epochen bewegen. Angesichts dieses Austausches leistet die Ausstellung einen Beitrag zur Diskussion um den Stellenwert technologisch geprägter Kunst im Kontext der Gegenwartskunst und der Gesellschaft.


Short Cuts
19. April bis 14. Juni 2015