The Shape of the Café to Come

Gregor Eichinger zählt zu den faszinierensten und vorausschauensten österreichischen Architekten und Designern. Auf der Suche nach neuen ästhetischen Erfahrungen weitet er den bekannten Rahmen der Architektur aus oder verlässt ihn. Im zeitgenössischen Sinn sucht er konzeptuelle Lösungen und führt diese konsequent durch.

In seiner Lecture "An Abstract of an Essay on the Origin of Coffeehouses and Varieties through Artificial and Natural Selection. Das Wiener Kaffeehaus – die Entstehung der Arten“ widmet sich Eichinger – wie im Titel schon deutlich herausgestrichen wird – am Dienstag, 10. November ab 19 Uhr einer Art Entwicklungsgeschichte des Wiener Kaffeehauses. In bewusster Analogie zum Charles-Darwin-Jahr zieht sich eine evolutionsbiologische Terminologie wie ein roter Faden durch das gesamte Projekt. Nicht zuletzt macht er dadurch darauf aufmerksam, dass die Evolution weitergehen muss, wenn das Kaffeehaus überleben soll! Die Beschäftigung mit diesem Thema ist jedoch keine Reise in die Vergangenheit – Eichinger versteht sich als Mittelsmann zwischen Tradition und Innovation, Geschichtsbewusstsein und Zukunftsvision. Während er die Entwicklung des Wiener Kaffeehauses noch einmal Revue passieren lässt, hat er der "Next Generation" einen anspruchsvollen Designauftrag übertragen.

Die Ausstellung im MAK Design Space "The Shape of the Café to Come" steht unter dem Motto: "Altes Wissen in jungen Köpfen". Er beauftragte fünf junge Design-Teams – Dottings, Graulicht, KIM+HEEP, POLKA und Robert Rüf – mit der Recherche zu Wiener Kaffeehäusern. Durch Interviews mit alteingesessenen Inhabern sollen sich die Designer auf die Suche nach der "DNS" des Kaffeehauses begeben. Die Gespräche werden aufgezeichnet und in der Ausstellung in Auszügen als Video zu sehen sein. Die Designer wurden beauftragt, ihre Recherchen in neue Formen umzusetzen: Es sollte jeweils ein Tisch, ein Sessel, das Geschirr und Besteck (bzw. "Tableware"), ein Zeitungsmöbel und eine Lampe gestaltet werden. Es geht dabei nicht um gebrauchsfertige Gegenstände, sondern um eine aktuelle Formensprache, die möglicherweise einen Zukunftstrend darstellt.

Die Prototypen, die im MAK Design Space zu sehen sind, werden aus einem billigen und einfach zu verarbeitenden Material hergestellt. Im Vordergrund steht nicht die perfekte Materialität und Oberflächengestaltung einer fertigen Möblierung, sondern die Darstellung der Form. Zur Eröffnung wird eine mobile Kaffeebar im MAK aufgestellt und eine Installation aus einer größeren Menge Kaffeesäcken in der Säulenhalle aufgebaut werden. Analog zum Thema sollen verschiedene Sinne im MAK angesprochen werden.

Gregor Eichinger, geboren 1956 in Wels/Oberösterreich, studierte Architektur an der Technischen Universität Wien, 1984 kam es zur Gründung von "eichinger oder knechtl", 1993 wurde er Gastprofessor an der Technischen Universität Wien, 1996 Gastprofessor im Vertical Studio am SCI-Arc in Los Angeles, 1996 Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst Wien, 2001 Gastprofessor an der Akademie der bildenden Künste Wien, seit 2004 ist er ao. Professor für Architektur und Entwurf an der ETH Zürich.

The Shape of the Café to Come
11. November 2009 bis 10. Jänner 2010