Seestücke von Beckmann bis Richter

Die Ausstellung »Seestücke. Von Max Beckmann bis Gerhard Richter« ist die Fortsetzung der ersten Ausstellung »Seestücke. Von Caspar David Friedrich bis Emil Nolde«, die im Sommer 2005 mit großem Erfolg in der Hamburger Kunsthalle gezeigt wurde. Mehr als 90.000 Besucher haben diesen Überblick über die Geschichte des Seestücks in der deutschen Malerei von der Romantik bis zum Expressionismus gesehen.

Mit »Seestücke. Von Max Beckmann bis Gerhard Richter« verfolgt die Hamburger Kunsthalle nun die Geschichte der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Darstellung von Schiffen, Häfen und Meeren weiter. Beginnend mit der klassischen Moderne wird die Entwicklung bis in die Gegenwart gezeigt und eine Übersicht über die entscheidenden internationalen Positionen geboten. Mit mehr als 100 Arbeiten sind neben Werken der Malerei alle zeitgenössischen Ausdrucksformen vertreten: Installationen, Photographie und Neue Medien.

Schon die erste Seestücke-Ausstellung hat gezeigt, dass mit der Darstellung von Schiffen, Häfen und Meeren ganz unterschiedliche Inhalte und Bedeutungen transportiert werden. Während im 19. Jahrhundert das romantische Gefühl der Zerrissenheit und der Stolz über die technischen Errungenschaften zum Ausdruck kommen, ist die Behandlung maritimer Themen im 20. Jahrhundert von so unterschiedlichen Erfahrungen geprägt wie der Beschäftigung mit dem Unbewussten, dem Erlebnis der beiden Weltkriege, der modernen Konsumgesellschaft und einer vollkommen gewandelten Naturwahrnehmung.

Gezeigt werden die von der mediterranen Sonne bestimmten Strandlandschaften von Max Beckmann, Lyonel Feiningers architektonische Bilder der Meeresstille, Paul Klees phantasievolle Kompositionen mit Dampfschiffen und Segelbooten sowie die surrealistischen Auslegungen des Meeres durch Max Ernst. Die Kunst der Neuen Sachlichkeit ist vertreten durch Arbeiten von Otto Dix, Erich Wegner und Franz Radziwill, die sich dem Thema aus einer betont realistischen Perspektive nähern. Neben einigen anderen, fast vergessenen Künstlern wird diese Abteilung durch Gemälde des Malers und Dichters Joachim Ringelnatz ergänzt, der dem Seestück eine humoristische Seite abgewinnt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg sind es Künstler wie Willi Baumeister und Nicolas de Stael, die den historischen Bildtypus neu definieren und das Seestück in eine abstrakte Formensprache überführen. Ihnen folgen die Popart-Künstler, u. a. Andy Warhol und Roy Lichtenstein, in deren Arbeiten die durch Werbung und Medien transportierten Klischees der Küste Kaliforniens einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Außerdem werden Roy Lichtensteins Video-Seestücke präsentiert, die eine neu zu entdeckende Seite des Künstlers bieten.

Auch für die nächsten Künstlergenerationen bleibt die Faszination des Seestücks ungebrochen. Bereits Ende der sechziger Jahre malte Gerhard Richter seine ersten großformatigen Meeresbilder, denen die Ausstellung einen Schwerpunkt widmet. Der Konzeptkünstler Bas Jan Ader verschwand 1975 auf rätselhafte Weise bei dem Versuch einer Atlantiküberquerung als Teil seines letzten Projektes, das in der Ausstellung dokumentiert wird. Die meditativen photographischen Seestücke von Hiroshi Sugimoto kontrastieren mit Massimo Vitalis belebten Strandaufnahmen aus den 1990er Jahren.

Bemerkenswert sind auch die maritimen Werke, die gerade in jüngster Zeit entstanden sind: Dazu gehören Installationen und Gemälde von Anselm Kiefer, großformatige Kohlezeichnungen von Robert Longo sowie Photoarbeiten von Elger Esser und Sven Johne. Zu sehen sind in der Ausstellung außerdem eine Reihe von Videoarbeiten, unter anderem von Tacita Dean, Elmar Hess und Jeroen Offermann, die das filmische Medium auf verblüffende Weise für ihre künstlerische Annäherung an das Meer einsetzen.


Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog. Er ist im Museumsshop oder unter http://www.freunde-der-kunsthalle.de erhältlich.

Seestücke
Von Max Beckmann bis Gerhard Richter
8. Juni bis 16. September 2007