"Schtonk"-Regisseur Helmut Dietl †

Der Regisseur, Autor und Produzent Helmut Dietl ist am Montagmorgen im engsten Familienkreis in seiner Münchner Wohnung mit 70 Jahren verstorben. Dietl hatte im Jahr 2007 einen Schlaganfall erlitten und erkrankte im Oktober 2013 an Lungenkrebs. Seine Heilungschancen bezifferte er selbst auf zehn Prozent. Ende 2014 erklärte Dietl im Gespräch mit der Zeitschrift "Bunte", das Karzinom sei kleiner geworden. Er liess jedoch offen, was dies genau zu bedeuten habe.

Dietl drehte drei der wichtigsten deutschen Filme der 1990er-Jahre, alle drei Satiren unterschiedlicher Medienbetriebe: «Schtonk», «Rossini» und «Late Show». Dietls Fähigkeit der Schauspielerführung verbindet sich mit intelligenten Drehbüchern, die teils in Zusammenarbeit mit Patrick Süskind entstanden, pointierten Dialogen und Sinn für satirische Zuspitzungen und Überzeichnungen. «Schtonk», der Spielfilm über die authentische Affäre der gefälschten Hitler-Tagebücher (das Debakel der Illustrierten «Stern» im Jahre 1983) und eine entlarvenden Satire über die Presse, wurde ein grosser Publikumserfolg, der mit «Rossini - oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief» noch übertroffen wurde.

Dietls Süffisanz, Ironie und Sarkasmus kamen ebenso in der TV-Satire «Late Show» zum Tragen, die den Fernsehbetrieb aufs Korn nimmt und einen ihrer Effekte durch die realen Starmoderatoren Thomas Gottschalk und Harald Schmidt in den Hauptrollen erzielte.

Helmut Dietl, geboren 1944 in Bad Wiessee, brach sein Studium der Theaterwissenschaft ab, wurde Aufnahmeleiter und Regieassistent an den Münchner Kammerspielen, drehte Werbefilme, schrieb Drehbücher und begann seine Karriere beim Fernsehen mit Serien, die alle in München spielten («Münchner Geschichten», «Der ganz normale Wahnsinn»). Erfolg hatte er mit der zehnteiligen Serie «Monaco Franze - der ewige Sten» (mit Helmut Fischer und Ruth-Maria Kubitschek), die um den titelgebenden Frauenhelden und Aufschneider kreist und das Münchner Lokalkolorit geschickt und gewitzt mit einbezieht. Der Sechsteiler «Kir Royal», in dem Franz Xaver Kroetz den Klatschkolumnisten Baby Schimmerloos spielte, brachte ihm den Grimme-Preis ein. Zuletzt führte Dietl 2012 bei der Mediensatire «Zettl» Regie.