Schrift als Bild in Bewegung

Schrift und Bild sind durch die vielfältigen digitalen Möglichkeiten unverkennbar in Bewegung geraten. Wir sind Zeitzeugen massiver Veränderung. Schrift kann nun verstärkt über ihre Funktion bei der Vermittlung von Informationen hinausgehen. Schrift gewinnt zunehmend einen autonomen, ästhetischen Status.

Die Ausstellung "Schriftfilme" präsentiert mehrere hundert herausragende Beispiele von Schriftfilmen, insbesondere künstlerische Schriftfilme. Als Schriftfilme werden jene analog oder digital basierten Filme oder Filmteile bezeichnet, in denen bewegte, animierte, grafisch auffällig gestaltete und vor allem auch vertonte Schrift die Hauptrolle spielt.

Das Projekt "Schriftfilme" stellt den Versuch dar, klassische, populäre, aber bisher auch wenig beachtete und oftmals nur schwer zugängliche Schriftfilme aus dem Zeitraum von 1895 bis heute und aus über 20 Ländern zu sammeln, zu typologisieren und öffentlich zu präsentieren. Durch die Digitalisierung der Schriftfilme leistet das Projekt seinen Beitrag zum Erhalt des internationalen, kulturellen Erbes. Die Präsentation im ZKM bietet Einblicke in kulturelle und mediale Entwicklungen, bietet Rückblicke und Gegenwartsdiagnosen, aber auch Ausblicke in die mediale Zukunft, nicht zuletzt in die der interaktiven Medien.

Die schon seit Gutenberg beweglichen Lettern sind weiter gewandert zu den Screens, auf denen sich völlig neue Spielräume eröffnen, die in den Kulturen des Buchdrucks kaum zu erahnen waren. Die Ausstellung macht Schrift in ihrer Materialität und Medialität sichtbar. Schriftfilme ermöglichen uns die Wahrnehmung der Wahrnehmung.

Die Ausstellung "Schriftfilme" zeigt, wie bei jeder Wahrnehmung verschiedene Zeichensysteme zusammenspielen. Hartnäckige Vorurteile, die eine strikte Schrift-Bild-Polarisierung behaupten, lassen sich nunmehr korrigieren. Schriftfilme verdeutlichen, wie sich Schrift, die lange Zeit meist nur statisch präsentiert wurde, durch technischelektronische Medien in ein dynamisches, flexibles, multimediales Zeichensystem verwandelt hat. Schriftfilme verdeutlichen, wie sich die Zivilisation zu einer offenen Schrift-und-Bild-Kultur verändert hat. Schriftfilme weisen auf eine kulturelle Veränderung des Gebrauchs von Schrift und Sprache hin, die noch lange nicht abgeschlossen ist.

Die Ausstellung "Schriftfilme" führt an Orte, an denen uns bewegte Schrift begegnet: künstlerische Inszenierungen, aber auch Spielfilme, Werbung, Musikvideos oder die Medienfassaden in den Großstädten. Die Ausstellung präsentiert zahlreiche Highlights analoger und digitaler Schriftfilme – von John Baldessari, Saul Bass, Kyle Cooper, Silvie und Chérif Defraoui, Marcel Duchamp, Thomas Alva Edison, Fluxus Heidelberg, Gary Hill, Ferdinand Kriwet, Jan Lenica, Antoni Muntadas, Dennis Oppenheim, Stephen Partridge, Dan Perri, Peter Rose, Gerhard Rühm, Eino Ruutsalo, Paul Sharits, Daniel Szczechura, Timm Ulrichs, Paul Wegener, Robert Wiene, u.v.m.

Schriftfilme - Schrift als Bild in Bewegung
16. November 2013 bis 12. Januar 2014