Schönheit und Vergänglichkeit

Künstlerische Positionen, die sich mit existenziellen Fragestellungen beschäftigen, stehen im Zentrum der Ausstellung "Schönheit und Vergänglichkeit" im Essl Museum. Der Große Saal wird zu einem Gedankenraum, in dem Werke von Jörg Immendorff, Jannis Kounellis, Zoran Mušič, Marc Quinn, Daniel Spoerri und Antoni Tàpies zu sehen sind. Zur Ausstellung erscheint ein Kunst-Lesebuch mit literarischen Beiträgen von 17 zeitgenössischen Autorinnen und Autoren (darunter Gerhild Steinbuch, Lukas Meschik, Michael Stavaric uvm).

Seit Jahrhunderten reflektieren Künstler den Begriff Schönheit, der sich in der westlichen Kultur aus der klassischen Antike entwickelt hat und erst im 20. Jahrhundert durch die Beschäftigung mit außereuropäischen Kulturen grundlegend in Frage gestellt wurde. "Schönheit und Vergänglichkeit" will nichts postulieren, sondern anhand von Kunstwerken zentrale menschliche Fragestellungen zur Diskussion stellen und anregen, eigene Vorstellungen zu hinterfragen und sich kontemplativ mit den Inhalten zu beschäftigen.

Was ist schön? Radikal stellt der englische Bildhauer Marc Quinn den klassischen Schönheitsbegriff in Frage, wenn er die Künstlerin Allison Lapper in weißem Marmor und klassischer Haltung porträtiert, eine Frau, die aufgrund einer Krankheit körperlich stark beeinträchtigt ist. In der Ausstellung im Essl Museum werden Kunstwerke gezeigt, die nicht auf den ersten Blick den tradierten Vorstellungen von Schönheit entsprechen.

Jannis Kounellis zeigt etwa ein altes Bootswrack, dessen Teile an einem riesigen stählernen Mast hängen, vor einem industriellen Metallregal mit Jutesäcken. Die gegensätzlichen Materialien regen zu einer assoziativen Betrachtung an. Daniel Spoerri lässt den Moment einer geselligen Tafelrunde in die Falle gehen, indem er an einem von ihm bestimmten Augenblick alle Gegenstände, so wie sie in diesem Moment sind, auf der Tafel festklebt. So bannt er einen Moment für die Ewigkeit.

Antoni Tàpies zeigt in seinem fünfteiligen monumentalen Werk "Dietari", Tagebuch, Zeichen und Erinnerungssymbole in seiner ihm eigenen archaischen Ästhetik. Jörg Immendorff hat sich als schwerkranker Künstler mit Symbolen der Vergänglichkeit beschäftigt. Er schuf sehr eindrücklich berührende Bildkompositionen, die von Assistenten umgesetzt wurden, da er nicht mehr in der Lage war sie selbst zu malen. Und Zoran Mušič hat als alter Mann beeindruckende Selbstportraits geschaffen, die einen Zustand des fast körperlos Transzendenten zeigen, extrem reduziert auf das für ihn Wesentliche.

Für die Ausstellungspublikation wurden 17 zeitgenössische Autorinnen und Autoren sowie eine Gruppe ehrenamtlicher Hospizmitarbeiter der Caritas eingeladen, über Schönheit und Vergänglichkeit und die Werke der Ausstellung zu reflektieren. In einer eigenen Lesereihe im Rahmen der Ausstellung werden die Autoren ihre Texte vorstellen. Das entstandene Kunstlesebuch enthält Texte von: Manfred Chobot, Rabea Edel, Karlheinz Essl, Martina Ehm-Schöninklee, Fabian Faltin, Andrea Grill, Elisabeth R. Hager, Andreas Hoffer und Mela Maresch, Clint Hutzulak, Josef Kleindienst, Mieze Medusa, Lukas Meschik, Alexander Peer, Ernesto Rodriguez Hernandez, Michael Stavaric, Gerhild Steinbuch, Erwin Uhrmann, Alexander Urosevic und Magda Woitzuck.

Schönheit und Vergänglichkeit
Immendorff. Kounellis. Mušič. Quinn. Spoerri. Tàpies
5. Oktober 2011 bis 5. Februar 2012