Schmuck im Schmuck

Mit opulenten, glamourösen, sinnlichen Kreationen verleiht Petra Zimmermann der Stilwelt des Schmucks eine neue, extravagante Note. "Schmuck im Schmuck" nennt sie ihre Ringe und Armreifen, für die sie frühen Modeschmuck des 20. Jahrhunderts in leuchtend farbige Kunststoffformen gießt. Wie "Denkstücke" zu ästhetischen Fragen lesen sich ihre figurativen Broschen, denen Cut-Outs normierter Modelschönheiten aus Lifestyle Magazinen als Blaupausen perfekter Körpersilhouetten zugrunde liegen.

Mit zirka 100 Exponaten, entstanden zwischen 1997 und 2012, bietet die Ausstellung "JEX. Jewelry Exhibition. Schmuck von Petra Zimmermann" erstmals eine Übersicht über das Schmuckwerk der Künstlerin.

Changierend zwischen Design, angewandter und bildender Kunst begann Petra Zimmermann 1998 mit der Arbeit an ihrer bis heute lose fortgesetzten Serie von Ringen und Armreifen. Ihrem bevorzugten "found footage" – Bijouterien des 20. Jahrhunderts – schneidert sie eine technoid-amorphe, stilistisch zwischen Jugendstilfloralistik, Plastik und Ergonomie-Design angesiedelte Ringform auf den Leib und widmet ihm den exponierten Platz, der bei konventionellem Schmuckdesign Steinen oder Perlen vorbehalten ist. In seiner artifiziellen Erscheinung kontrastiert Zimmermanns Autorenschmuck den verstaubten Glanz des historischen Modeschmucks.

Seit 2002 arbeitet Petra Zimmermann an einem zweiten Werkstrang zumeist figurativer Broschen. Anonyme Modelporträts überträgt sie in ihren frühen Broschen mit großzügigem, malerischem Gestus in die Gussform. Bei jüngeren Arbeiten integriert sie die Printvorlagen direkt in den Kunststoff und bevorzugt florale Sujets, die das spielerisch Schmuckhafte der Broschen deutlicher in den Vordergrund treten lassen.

Charakteristisch für Zimmermann ist die Verarbeitung relevanter ästhetischer und sozialer Themen, die hinter der optischen Opulenz ihrer Stücke zu entdecken ist. Die dichte Präsentation in "JEX. Jewelry Exhibition. Schmuck von Petra Zimmermann" führt die Konsequenz ihrer künstlerischen Strategie vor Augen. Von den frühesten Ringen bis zu jüngsten Arbeiten hält sie an der zitathaften Gegenüberstellung von vorgefundenem Material und individuell gestalteten Kunststoffformen fest. Ihre Objekte erschöpfen sich nicht in einer schmückenden Funktion, sondern behandeln Fragen nach Reiz, Wert und Ablaufdatum von Schönheit sowie nach der Legitimation von Schmuck als künstlerischem Medium.

Das weitgehend unbekannte Feld des zeitgenössischen Schmucks wird BesucherInnen der Ausstellung in einer "Leseecke" nähergebracht. Zimmermann wählte Monografien und Ausstellungskataloge über internationale Positionen zeitgenössischen Autorenschmucks aus den 1970er Jahren bis heute aus, die den Begriff Autorenschmuck maßgeblich geprägt haben und den Diskurs in diesem Feld mitbestimmen.

Petra Zimmermann, 1975 in Graz geboren, studierte Bildhauerei an der Universität für angewandte Kunst Wien. 2010 wurde sie mit dem Eligius-Schmuck-Preis des Landes Salzburg, 2011 mit dem internationalen Cominelli Foundation Award for Contemporary Jewelry ausgezeichnet. Petra Zimmermann lebt und arbeitet in Wien.

JEX - Jewelry Exhibition
Schmuck von Petra Zimmermann
20. Februar bis 20. Mai 2013