Saitenweise

19. Juni 2013 Rosemarie Schmitt
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Ach, wär‘ das nicht schön, von Januar bis Dezember Urlaub zu fühlen, gute Laune zu haben, wohlmeinende Menschen um sich zu wissen, Spannung und Gelassenheit gleichzeitig zu empfinden, neugierig zu sein wie ein Kind, indes mit der Erfahrung eines Weisen? Das können Sie haben! Besorgen Sie sich das neue Album von Jan Pascal & Alexander Kilian "Café del Mundo", und wenn Sie es einrichten können, besuchen Sie hin und wieder eines ihrer Konzerte.

Ich weiß, eine ganz bestimmte Musik zu mögen, sie gar zu lieben, ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Was dem einen sein" Eul", ist eben dem anderen sein" Nachtigall, doch wenn dies tatsächlich zutrifft, so schlüpfte aus dem Ei von Visioninmusic (oomoxx media) eine überwältigend einmalig schöne Euligall.

Ich vermag mir eben nicht vorzustellen, daß jemandem die Musik von Jan Pascal, Alexander Kilian und deren Musiker nicht gefällt, sie ihn nicht mitreißt und ihm unter die Haut geht. Wer "Café del Mundo", "Tempodrom", "Uma bossa" oder "La Portenosa" gänsehautfrei in der Lage ist zu hören, der lebt nicht mehr! So leicht, so wohltuend, so luftig und doch so vielsagend... So könnte ich mich seitenweise auslassen über diese Saitenweisen. Zu viel Schwärmerei? Sie möchten Fakten? Bitte schön. Jan Pascal und Alexander Kilian sind beides Gitarristen - und was für welche! Ja, ich weiß, sie möchten Fakten.

Als Jan Pascal vier Jahre alt war, verunglückte seine Mutter bei einem Badeunfall in der Bretagne tödlich, sie war Liedermacherin. Seine Großmutter, die sich daraufhin kümmerte, studierte Kirchenmusik und war Sopranistin. Mit sechs Jahren schenkte ihm sein Großvater, der sich in Spanien aufhielt, eine Gitarre aus einer dort ansässigen Manufaktur. Jan Pascal tastete sich an die Musik heran und erhielt während seiner Schulzeit Klavierunterricht bei Pater Domenikus Trautner im Benediktinerinternat Münsterschwarzach, lernte Gesang bei John Porter in Heidelberg, und klassische Gitarre bei Bernhard Weber in Heidelberg. Er besuchte Tontechnikkurse und baute ein eigenes Studio auf, mit dem er vorwiegend Klassik und Jazz produzierte. Jan Pascal erhielt Unterricht bei Rafael Cortes, dessen erste Gitarre übrigens ebenfalls ein Geschenk seines Großvaters war (Cortes war grade mal 3 Jahre alt!).

Seit 2007 spielt Jan Pascal mit dem jungen "Ausnahmegitarristen" Alexander Kilian im Flamenco-Gitarrenduo und in großer Besetzung "nuevo cuarteto" Konzerte im In- und Ausland. Es heißt, daß der 1987 geborene Alexander Kilian eine außergewöhnliche Ausbildung genießt, doch genießen hauptsächlich seine Zuhörer! So wurde er etwa von Georgier Zaza Miminoshvili unterrichtet, der ihn von georgischer Folklore über indische Rhythmik bis hin zu westlichen Klangwelten führte. Mit 15 Jahren gewann er seinen ersten internationalen Wettbewerb, den Sonderpreis des "Open Strings"- Gitarrenfestival in Osnabrück, mit einer Quajiras von Paco de Lucia, verbunden mit einem Plattenvertrag bei "Acoustic Music Records". Weiterhin prägend für seine musikalische Entwicklung sind Dee Rosario (USA), Prof. Kalmàn Irmai (H), Peter Finger (D), Zoltan Togosh (H) und Rafael Cortes (ES). 2011 absolvierte er sein künstlerisches Diplom an der Hochschule für Musik in Würzburg im Fach Jazz-Gitarre bei Michael Arlt.

Konzerte, Radio- und Fernsehauftritte führten ihn quer durch Deutschland, Spanien, Schweiz, Polen, Jerusalem, Georgien, u.a. mit Jorge Pardo (ES), Daniel Messina (AR), Zoltan Lantosz (H) und „the Shin" (GEO). Mit "the Shin" Sieger des Creole-Weltmusikwettbewerbes in Berlin im September 2009. Er unterrichtet an der Musikschule Bauland und an der Joseph-Martin-Kraus-Musikschule Buchen Konzert- und Flamencogitarre.

Dies waren also Fakten, und nun zu den Tipps. Schauen Sie sich die Webseite von "Café del Mundo" an (janpascal.com), besorgen Sie sich die CD und am besten auch Konzertkarten. Doch wie heißt es so treffend, "man sieht nur mit den Ohren gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar". Treffend im Falle "Café del Mundo"! Obschon es eine Schande wäre, sich die Jungs nicht anzusehen.

Es ist Mitte Juni, der Sommer hat nicht einmal begonnen, und ich habe meine Musik des Jahres 2013 bereits gefunden. Doch, wer weiß was noch kommt von Jan Pascal, Alexander Kilian und ihren Musikern, die, notabene, allesamt herausragend sind, indes, würde ich sie näher beschreiben, es diesen Rahmen sprengte! Besonderen Dank gilt an dieser Stelle René van der Voorden, für die stimmungsvollen Fotos, die er hier zur Verfügung stellte. Nicht nur ein Blick auf seine Webseite (http://www.van-der-voorden.com/) lohnt!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt