Rudolf Leopold - Ein Leben für die Kunst

4. Juli 2010
Bildteil

Der Kunstsammler und Mäzen Rudolf Leopold ist am Dienstag, 29. Juni 2010, im Alter von 85 Jahren nach kurzem Leiden verstorben. Zusammen mit Hans Dichand hat Österreich mit einem Schlag die zwei wichtigsten Sammler der Klassischen österreichischen Moderne verloren. Im Frühjahr noch hatte Leopold der Tod des Schweizer Sammlerkollegen Ernst Beyeler zu bedauern.

Rudolf Leopold hat in einzigartiger Weise für die Anerkennung der österreichischen Kunst des Expressionismus und im speziellen jene des Genies Egon Schiele gekämpft. Innerhalb weniger Jahrzehnte trug der Augenarzt Leopold mit seiner Frau und Partnerin Elisabeth eine einzigartige Sammlung von mehr als 5000 Kunstwerken zusammen, die 1994 von Leopold in die Leopold Museum-Privatstiftung eingebracht wurde.

Bund und Österreichische Nationalbank hatten die Gründung der Stiftung Leopold ermöglicht. Zu einem Drittel ihres Wertes wurde sie 1994 um rund 2,2 Milliarden Schilling (160 Mio. Euro) in die Stiftung eingebracht. Zweck der Stiftung ist es, die vom Stifter gegründete Sammlung auf Dauer zu erhalten, der Öffentlichkeit durch den Betrieb eines Museums zugänglich zu machen, zu dokumentieren und wissenschaftlich aufzuarbeiten. Ziel ist es, insbesondere die in Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstandene "Moderne" in ihrer Bedeutung für die kulturelle Entwicklung Österreichs darzustellen.

Hannes Androsch, ehemaliger Finanzminister der Republik Österreich, meinte anlässlich Leopolds 85. Geburtstages, Rudolf Leopold habe "Unglaubliches zur österreichischen Identität beigetragen". Erhard Busek, ehemaliger ÖVP-Obmann, bezeichnet 1994 den Ankauf der Sammlung als "eine der größten kulturpolitischen Taten der Zweiten Republik" und meinte: "Wer in Zukunft einmal Auskunft haben will über die Biographie Österreichs im 20. Jahrhundert, wird an der Sammlung Leopold nicht vorbeikönnen."

"Was mich nicht erregt, interessiert mich nicht", hielt Rudolf Leopold einmal fest. Rudolf Leopold pflege mit dem Sammeln seinen "Wahnsinn", meinte Architekt Gustav Peichl kürzlich. Erregung, Wahnsinn, Genie und Leidenschaft, diese Worte beschreiben das Wesen Rudolf Leopolds wohl am besten. Wenn er über Schiele sagte, dass er sich als das dargestellt habe, was er war, ein hypersensibler Mensch und Künstler, dann trifft das in hohem Grade auch auf Leopold selbst zu. Er war Schiele in jeder Faser geistesverwandt. Für Peter Weinhäupl ist es schwer, den erlittenen Verlust zu beschreiben, doch Trost findet er in folgendem Gedanken: "Wir werden Rudolf Leopold vermissen, aber seiner Leistung ist im Leopold Museum ein einzigartiges Denkmal gesetzt, ein Geschenk an alle Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhaber dieser Welt."