Roger Corman - King of the B´s

8. Juni 2009 Walter Gasperi
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Über 380 Filme produzierte der 1926 in Detroit geborene Roger Corman, bei 54 führte er selbst Regie. Berühmt machten ihn vor allem seine acht Edgar-Allan-Poe-Adaptionen, die Anfang der 60er Jahre entstanden, aber auch als Förderer junger Talente wie Francis Ford Coppola oder Martin Scorsese machte er sich einen Namen.

Aufgewachsen in kleinen Verhältnissen, schloss Roger Corman zunächst ein Ingenieursstudium an der Stanford University ab, arbeitete dann als Laufbursche bei 20th Century Fox, ehe er in Oxford englische Literatur studierte. 1953 kehrte er nach Hollywood zurück, produzierte mit dem Genrefilm "Highway Dragnet" seinen ersten Film und führte zwei Jahre später bei den Western "Five Guns West" (1955) und "Apache Woman" (1955) erstmals Regie.

Seine eigentliche Karriere als Regisseur und Produzent begann mit dem Job als ausführender Produzent der 1954 gegründeten Produktionsfirma AIP (American International Pictures). B- und C-Filme waren die Spezialität dieser Firma und Corman perfektionierte die Schiene dieser schnell und billig gedrehten, geradlinigen Genrefilme, bei denen neben Western, Horror- und Gangsterfilme bald auch Rocker und Rock´n´Roll-Filme traten, da diese die aufbegehrenden Teenager, die ein wichtiges und zunehmendes Segment des Kinopublikums darstellten, ansprachen. In letzteren wurden auch schon die Grundthemen des New Hollywood vorbereitet.

Legendär sind aber vor allem Cormans Edgar-Allan-Poe-Adaptionen wie "The House of Usher" (1960), "The Pit and the Pendulum" (1961) oder der komödiantische "The Raven" (1963). Mit einem konstanten Team wie Drehbuchautor Richard Matheson, Produktiondesigner Daniel Haller und Kameramann Floyd Crosby schuf Corman eine poppig-bunte stilisierte Serie von Horrorfilmen, die sich durch einen unverkennbaren und einheitlichen visuellen Stil auszeichnet.

Einen Rekord hinsichtlich Schnelligkeit stellte Corman 1961 mit "Little Shop of Horror" auf, der innerhalb von nur zwei Tagen und einer Nacht gedreht wurde. Ein kommerzieller Misserfolg soll trotz der Vielzahl seiner Filme nach eigener Aussage nur "The Intruder" (1962) gewesen sein, der sich als einer der ersten US-Filme ernsthaft mit dem Thema Rassismus auseinandersetzte.

Einen überraschenden Coup landete dieser ungeheuer produktive Produzent in den 60er Jahren, als er sowjetische Science-Fiction-Filme aufkaufte, diese umschnitt, um neue Szenen ergänzte und dann unter englischem Titel und mit amerikanischen Pseudonymen des sowjetischen Stabs in die US-Kinos brachte.

Für die Umarbeitung einer dieser Filme war der junge Francis Ford Coppola zuständig, den Corman ebenso förderte wie Martin Scorsese, dessen Regiedebüt "Boxcar Bertha" (1972) er ebenso produzierte wie Joe Dantes "Piranhas" (1978).

Im Kontrast zu den barock-morbiden Poe-Adaptionen stehen seine eigenen Filme der späten 60er Jahre, der Biker-Film "The Wild Angels" (1966), der ein Vorläufer von "Easy Rider" (1969) ist, ebenso wie der nach einem Drehbuch von Jack Nicholson entstandene Drogenfilm "The Trip" (1967) oder die in die Depressionszeit entführenden "Chicago-Massaker" (1967) und "Bloody Mama" (1969).

Nach dem Fliegerdrama "Von Richthofen and Brown – Der rote Baron" (1970) wurde es zwanzig Jahre still um Corman, ehe er mit "Frankenstein Unbound" (1990), in dem Motive aus Mary Shelleys "Frankenstein" und H.G. Wells "Zeitmaschine" vermischt werden, ein wenig erfolgreiches Comeback als Regisseur versuchte. Immer wieder konnte man den "King of the B´s" – eine Bezeichnung, die der Schnellfilmer selbst nicht schätzt – aber in den 90er Jahren in Nebenrollen in großen Hollywood-Produktionen wie "The Silence of the Lambs" (1991), "Philadelphia" (1993) oder "Apollo 13" (1995) sehen.

Roger Corman über unabhängiges Filmemachen