Roger Ballen im Martha Herford

Die Ausstellung "Roger Ballen. Fotografien 1969 bis 2009" zeigt einen repräsentativen Querschnitt durch das Schaffen des 1950 in New York geborenen Fotografen, dessen abgründige und groteske Bilder sehr eigenwillige fotografische Wirklichkeiten erzeugen. In seiner irritierenden Stellung zwischen Dokument und Fiktion zählt das Werk von Roger Ballen zu den ungewöhnlichsten Positionen der zeitgenössischen Fotografie. Er porträtiert Menschen, die zu Akteuren in absurden Rollenspielen werden.

Ballen lebt seit den 1970er Jahren in Südafrika, wohin es ihn 1974 zum ersten Mal verschlagen hat. Er arbeitete dort als Geologe, was ihn in die Dorps, abgelegene Dörfer der Weißen, bringt, die er fotografiert. Er dokumentiert die ärmlichen Behausungen zuerst von außen und später auch von innen, und schließlich auch ihre Bewohner. In dieser Zeit entstand das bekannte Doppelporträt "Dresie und Casie" mit ihren abstehenden Ohren und dem dumpfen Gesichtsausdruck. Die Dokumentation armer Weißer durch Ballen gefiel dem Apartheidregime nicht. Trotzdem suchte er weiterhin nach verbotenen Orten, wie Shadow Chamber, Boarding House und Asylum. All dies sind Orte, in die sich mehrfach geschädigte Menschen geflüchtet hatten. Die Bewohner waren bereit, in Inszenierungen von Ballen mitzuspielen, sodass sein Stil von der dokumentarischen Fotografie zur Fiktion mutierte. Es entstanden Bilder von besonderer Dramatik.

Ballens Fotografien sind Ausdruck seiner Suche nach dem Ungewöhnlichen, dem Unbewussten, das nicht selten alptraumhaft erscheint. Die Ausstellung, die 2011 mit großem Erfolg im Münchener Stadtmuseum gezeigt wurde, gibt Einblicke in alle Schaffensperioden des Künstlers.

Roger Ballen
Fotografien 1969 bis 2009
22. April bis 5. August 2012