Mit Kleidung verbindet sich weit mehr als ihre funktionellen Eigenschaften, die dem Körper zum Schutz vor Kälte, Witterung und Entblößung dienen. Anhand von zeitgenössischen künstlerischen Positionen aus der eigenen Sammlung, die um einige ausgewählte Leihgaben erweitert wurden, zeigt die Ausstellung, inwieweit Kleidung durch Mode und tradierte Konventionen formelhaft als ein soziales, kultur- und geschlechtsspezifisches Zeichensystem wie auch als individuell empfundener Ausdruck der Persönlichkeit inszeniert und verstanden wird. So lässt die Art und Weise sich anzuziehen, Rückschlüsse auf den Habitus einer Person zu, die diese anhand der Garderobe charakterisieren.
Beispiele aus den am Haus beheimateten Fotosammlungen beleuchten die Thematik umfassend, von der Historie bis zu zeitgenössischen Positionen.
Der Titel der Ausstellung greift die gleichnamige Fotoserie Röcke tragen von Andrea Lumplecker auf, in der die Künstlerin das "weibliche" Kleidungsstück Rock als Bedeutungsträger von sozialen Ordnungen und den dahinter liegenden Rollenbildern untersucht. Neben kleidungsspezifischen Fragestellungen nach männlicher und weiblicher Identität, befragen Künstler die Inszenierung von Kleidung durch die Modewelt, deren Ansinnen es ist, ihre Produkte an den Körpern von Models als Objekte der Begierde und Projektionsflächen für die eigene Attraktivität des Konsumenten anzupreisen.
Als verlockende Konsumgüter werden die begehrten Textilien, wie dies etwa Peter Köllerer in seiner Serie Architectures of Desire thematisiert, in den sorgsam dekorierten Schaufenstern der Boutiquen und in Warentempeln feilgeboten, gemäß dem Motto: Kleider machen Leute. Dazu treten Arbeiten von KünstlerInnen, die sich mit abgelegten oder vorgefundenen Kleidungsstücken auseinandersetzen, in die sich - trotz ihrer industriellen Massenfertigung - die individuellen Spuren ihrer Träger und einstigen Besitzer eingeschrieben haben. Dass Kleidung erst durch den umhüllten Körper zu ihrer als voluminös wahrgenommen Erscheinung findet, thematisieren die Plastiken von Erwin Wurm. Weitere Facetten, wie etwa kulturspezifische und historisierende Gewandungen, werden innerhalb der Ausstellung ebenso angesprochen wie auch der Aspekt der Uniformierung.
Röcke tragen. Die Inszenierung von Kleidung
in der zeitgenössischen Fotografie und Plastik
18. Februar bis 10. Juni 2012