Richard Brooks – Ein klassischer Hollywood-Professional

14. September 2009 Walter Gasperi
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Als Reporter hat der am 18. Mai 1912 geborene Richard Brooks begonnen – eine Schule, die alle seine Filme prägten. Denn diese waren bis hin zu seiner fast dokumentarischen Truman-Capote-Adaption "In Cold Blood" hart, kompromisslos und unsentimental. Das Filmfestival von San Sebastian (18. – 26.9.2009) widmet dem am 11. März 1992 verstorbenen amerikanischen Regisseur eine der beiden heurigen Retrospektiven.

Der Job als Sportreporter und Radiokommentator, den Richard Brooks in den 30er Jahren erlernt hatte, prägte seine Filme. Schon seine Drehbücher für Jules Dassins "Brute Force" ("Zelle R17", 1947) und John Hustons "Key Largo" (1948) oder seine Romanvorlage "The Brick Foxhole" für Edward Dmytryks "Crossfire" (1947) zeichnete ein harter Realismus aus.

War sein erster eigener Film "Crisis" ("Hexenkessel", 1950), in dem Cary Grant einen Hirnchirurgen spielt, der einen südamerikanischen Diktator operieren soll, noch ein konventioneller Actionfilm, so wurde "Deadline - USA" ("Die Maske runter", 1952) schon zu einer scharfen Absage an institutionalisierte Macht und einem deutlichen Plädoyer für die Unabhängigkeit der Presse.

Zwei Meisterwerke gelangen Brooks dann 1955 mit "Blackboard Jungle" ("Saat der Gewalt") und "The Last Hunt". Eindringlich zeigt Brooks in dem Schuldrama "Blackboard Jungle" Rassismus und die Gewalttätigkeit, die verwahrloste und chancenlose Jugendliche an einer Schule entwickeln und stellt den verwilderten Teenagern einen idealistischen Lehrer gegenüber. Das versöhnliche Happy End war im damaligen Hollywood-Kino unvermeidlich, doch nicht nur im legendären Titelsong "Rock Around the Clock", sondern auch in der kompromisslosen Inszenierung kam das Aufbegehren der Jugendlichen packend zum Ausdruck.

Einen kritischen Akzent kennzeichnet auch den Büffeljäger-Western "The Last Hunt", in dem Brooks schonungslos mit der Büffeljagd im Amerika des 19. Jahrhunderts abrechnete. Neben eigenen Drehbüchern begeisterte er sich aber immer auch für Literaturverfilmungen. Ein Klassiker gelang ihm mit seiner mit Elizabeth Taylor und Paul Newman glanzvoll besetzten Tennessee Williams Adaption "Cat on a Hot Tin Roof" (1958), auf beachtlichem Niveau an einer übergroßen Vorlage gescheitert ist er mit seiner Verfilmung von Dostojewskis "The Brothers Karamazov" (1958).

Den einzigen Oscar erhielt er für sein eigenes Drehbuch – nicht aber für die Regie – zu der Sinclair Lewis-Adaption "Elmer Gantry" (1960), ein großer Abenteuerfilm gelang ihm mit der Verfilmung von Joseph Conrads "Lord Jim" (1964). Die stärksten Filme aus dieser Zeit waren aber wohl sein Western "The Professionals" ("Die gefürchteten Vier", 1966), der einen kritischen Kommentar zum Vietnamkrieg lieferte, und "In Cold Blood" (1967), in dem er Truman Capotes Tatsachenroman, kongenial umsetzte, indem er mit Schwarzweißfotografie und nüchterner Inszenierung einen dokumentarischen, scheinbar distanzierten Stil pflegte, der die Brutalität eines mehrfaches Mordes, aber auch die akribisch gezeigte darauf folgende Hinrichtung der Täter umso eindringlicher wirken ließ und den Film zu einer der heftigsten Anklagen gegen die Todesstrafe machte.

Eine humanistische Botschaft verpackt in große Unterhaltung bietet dagegen sein Western "Bite the Bullet" ("700 Meilen westwärts", 1975), mit dem Brooks an den Erfolg von "The Professionals" anzuknüpfen versuchte, während er in "Wrong or Right" ("Flammen am Horizont", 1982) mit den Mitteln der Satire im Stile von Stanley Kubricks "Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb" (1964) bissig zu einem Rundumschlag gegen Fernsehjournalismus, Terrorismus und die Amoralität der Politik ausholte.

Immer wieder kreisen Brooks Film um Fragen der Macht und des Rechts, Menschlichkeit auf der einen und Gewalt auf der anderen Seite. Die Botschaften sind in seinen Filmen unübersehbar, papierene und moralinsaure Lehrstücke sind das aber nie. Weil Brooks es immer wieder gelang seine Botschaft in eine kompromisslos und packend erzählte Geschichte einzubetten, bieten seine Filme im perfekten Mix aus Unterhaltung und Engagement klassisches Hollywoodkino erster Güte.