Regisseure des Lichts. Von Rembrandt bis Turrell

Unter dem Titel "Regisseure des Lichts. Von Rembrandt bis Turrell" lädt das Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen vom 28. Oktober 2015 bis 14. Februar 2016 auf eine Zeitreise durch die Darstellung des Lichts ein. Rund 60 Arbeiten auf Papier zeigen, wie virtuos Künstler in den letzten vier Jahrhunderten Licht ins Dunkel trugen. Unterschiedlichste Lichtquellen – vom Kerzen-, Fackel- und Feuerschein bis zur elektrischen Bühnenbeleuchtung – dienten ihnen zur dramatischen Inszenierung und inhaltlichen Aufladung.

Die Ausstellung "Regisseure des Lichts. Von Rembrandt bis Turrell" präsentiert Arbeiten auf Papier vom 16. Jahrhundert bis heute, die ebenso raffiniert wie kunstvoll Licht ins Dunkel werfen und das Licht in seinen unterschiedlichsten Facetten darstellen: Sie reichen von klassischen Nachtstücken mit natürlicher und künstlicher Lichtquellen über Darstellungen von symbolischem Hell-Dunkel bis zu Blättern, die von der Elektrifizierung im 19. Jahrhundert inspiriert waren. Im 20. Jahrhundert wurde das Licht dann als Zeichenmedium entdeckt und inzwischen ist es mit der Lichtkunst zentrales Medium der Gegenwartskunst.

Ausgangspunkt der Ausstellung bilden Nachtstücke des 16. und 17. Jahrhunderts. Sie beschreiben die Nacht als Tageszeit des gelehrten Studiums, vor allem aber als Zeit zügelloser Ausschweifung. Zum unumstrittenen "Meister des Lichtes" wurde Rembrandt van Rijn, der mit seiner virtuosen Beherrschung von Hell-Dunkel-Zeichnungen dem Licht eine neue psychische und symbolische Dimension zuwies. Mit seiner neuartigen Lichtregie ging er über die Betonung einzelner Handlungsmomente weit hinaus und verlieh dem Licht selbst sakralen Charakter.

Im 18. Jahrhundert wurde das Licht als erhellende Kraft aufgeladen. In der strahlenden Kraft der Sonne wurde die Vernunft metaphorisiert. Mittels der Vernunft sollte die in Finsternis geratene Gesellschaft nach neuen, rationalen Kriterien gestaltet und durch Bildung aus ihrer Unmündigkeit herausgeführt werden. So etwa untertitelte Daniel Chodowiecki die Darstellung eines Sonnenaufgangs mit "Aufklärung".

Ein Lichtmotiv, das sich durch alle Epochen hindurch findet und inhaltlich mal mehr, mal weniger schwer aufgeladen wurde, ist das der Mondnacht. Carl Blechen stellt die Betrachtung des Mondes als die innere Einkehr und Seelenöffnung eines Einsiedlers dar. Honoré Daumier karikiert hingegen den gegensätzlichen Blick von einem Mann und einer Frau in den Mond: Weibliche Rührseligkeit stößt hier auf männliche Nüchternheit.

Nicht zuletzt wurde im 19. Jahrhundert durch das Gas- und Petroleumlicht sowie die einsetzende Elektrifizierung die Beleuchtung selbst wieder zum Thema. Das belegen insbesondere die zahlreichen Darstellungen des Pariser Nachtlebens, das in seinem Kontrast von ausgeleuchteter Bühne und abgedunkeltem Zuschauerraum reizvolle Licht-, Schatten- und Widerscheineffekte bereithielt. Künstler wie Mary Cassatt, Paul Renouard oder auch Pierre Bonnard hielten diese in atmosphärischer Dichte fest.

Eher diffuse Lichtphänomene finden sich im Symbolismus mit seinem ausgewiesenen Interesse an der menschlichen Seelenlage, am Traum und am Unterbewussten. So ließen etwa Odilon Redon oder Eugène Carrière bizarre Bildwelten und Gesichter aus dem Dunkel nebulös aufscheinen, um in Absetzung zum Rationalismus ihrer Zeit die intuitive Wahrnehmung der Welt zu propagieren. Zudem gab es im 19. Jahrhundert erste Ansätze, mit Licht zu zeichnen. Die Lichttänzerinnen von Paul Renouard scheinen beispielsweise bereits auf den Schleiertanz der berühmten Loïe Fuller vorauszuweisen, der durch seine Beleuchtung zu einem einmaligen Farbspektakel wurde.

Im 20. Jahrhundert schließlich wurde das Licht selbst zum Zeichenmittel, etwa bei Pablo Picasso, der 1949 flüchtige Lichtzeichnungen mit der Taschenlampe in die Luft schrieb, die Gjon Mili fotografisch festhielt. Der Schritt zur sogenannten Lichtkunst war getan, die heute eine zentrale Gattung der Gegenwartskunst darstellt, für die unter anderem James Turrell und Olafur Eliasson stehen.

Die Ausstellung präsentiert Arbeiten auf Papier aus der eigenen Sammlung, unter anderem von Hendrick Goltzius, Rembrandt van Rijn, Hendrick Goudt, Jean Pierre Norblin de la Gourdaine, Carl Blechen, Honoré Daumier, Henri de Toulouse-Lautrec, Odilon Redon, Pierre Bonnard sowie Olafur Eliasson und James Turrell. Mit Constantin Jaxy (*1957) und Norman Sandler (*1981) sind zudem zwei zeitgenössische Bremer Künstler vertreten.


Regisseure des Lichts. Von Rembrandt bis Turrell
28. Oktober 2015 bis 14. Februar 2016