Ready for Take-Off

Die Frage nationaler oder auch regionaler Identitätsbestimmung von Baukultur wird derzeit als Gegenbewegung zur Globalisierung immer wichtiger. In der Hoffung auf eine Wiederholung des "Bilbao-Effekts" und seiner vielfältigen Folgen für eine Region wird dabei häufig auf Marken-Architektur und internationale Architektenstars gesetzt. Interessanterweise gibt es bisher keinen deutschen Architekten, der zu dieser Gruppe gezählt werden könnte. Und doch sind es in den letzten Jahren zunehmend deutsche Architekten und Ingenieure, die im Ausland zum Zuge kommen - allerdings auf einer wesentlich breiteren, weniger marken- als know-how-orientierten Basis.

Die Ausstellung "Ready for Take-Off", 2007 deutscher Beitrag auf der VII. Architektur-Biennale in São Paulo und nun ab 7. Juni 08 im Frankfurter DAM zu sehen, trägt der regen Nachfrage nach architektonischen Leistungen aus Deutschland Rechnung. In der Ausstellungsinstallation werden die als "charakteristisch deutsch" gehandelten Architekturqualitäten, wie technische Innovation, Detailqualität, Einbindung in den städtebaulichen Kontext oder die Berücksichtigung von Ökologie und Nachhaltigkeit thematisiert.

Mit einem ironischen Augenzwinkern werden sie den weltweit bekannten deutschen Sekundärtugenden wie Ordentlichkeit, Gründlichkeit, Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit gegenüber gestellt. Insgesamt sechzehn Architekturbüros und ihre jeweiligen Ingenieurpartner stellen sich mit einem aktuellen, im Ausland realisierten Exportprojekt vor. Modelle, Pläne und Fotos der Projekte werden auf einem schwarz-rot-goldenen Teppich in großen aufgeklappten Aluminiumkoffern präsentiert, die nicht nur Reiseutensil sondern auch selbst einen "typisch deutschen" Exportartikel darstellen. Um die typische Arbeitsweise der Planer zu demonstrieren, wird jedem Exportprojekt zusätzlich ein realisiertes Projekt in Deutschland zur Seite gestellt.

Die Auswahl der deutschen Planer konzentriert sich auf Architekturbüros, die in den letzten zwei Jahren infolge eines Wettbewerbsgewinns oder eines Direktauftrags ihr erstes bedeutendes Projekt im Ausland realisieren konnten. Die Bandbreite reicht dabei von jungen Talenten über etablierte Büros und international renommierte Akteure bis hin zu großen deutschen Architekturunternehmen.


Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hatje-Cantz Verlag, Stuttgart, 200 Seiten, zweisprachig deutsch/englisch.

Ready for Take-Off
Aktuelle deutsche Exportarchitektur
7. Juni bis 2. November 2008