Radical Beauty

"Radical Beauty" lautet der programmatische wie provokative Titel der Ausstellung mit der deutschen Konzeptkünstlerin, Fotografin und Bildhauerin Almut Linde (*1965). Diese Ausstellung ist eine international erfolgreiche Kooperation mit Cardiff in England, Salamanca in Spanien, Braunschweig, Lübeck und Remscheid. Erlangen ist die größte Station dieser Ausstellungsreihe – und die vorletzte, da das Kallmann-Museum Ismaning sich spontan dem internationalen Projekt angeschlossen hat.

In der Ausstellung im Kunstpalais wird Almut Linde drei völlig neue Werkblöcke vorstellen: ihr Projekt über das wechselvolle Schicksal einer polnischen Kleinstadt, sowie zwei neue Arbeiten über Atomenergie, die für Erlangen entstehen werden. Darüber hinaus werden vor allem die Arbeiten zu sehen sein, die in den letzten Monaten für Salamanca und für Cardiff entstanden sind.

Unter dem Begriff des "Dirty Minimal" entwickelte die Künstlerin Almut Linde bereits in den 1990er Jahren eine eigene Interpretation der Minimal Art, die das Alltägliche und Übersehene in den Fokus ihrer Untersuchungen rückt. Unter Einbeziehung der Verfahren von Minimal Art, Concept Art und Action-Painting hinterfragt Linde die Rolle des Individuums im Kontext gesellschaftlicher Strukturen und sozialer Systeme. Eine bloße Bestandsaufnahme ist dabei nicht ihre Absicht. Vielmehr hinterfragt sie – ähnlich einer Naturforscherin – stereotype Vorstellungen und Vorurteile.

In Anspielung auf romantische Bildvorstellungen eröffnet sie neue Perspektiven auf zahlreiche Bereiche des täglichen Lebens. So ließ sie im Rahmen einer langjährigen Zusammenarbeit mit der Bundeswehr Soldaten per Befehl einen Kunstvortrag besuchen oder mit ihren Waffen auf Aluminiumplatten feuern, die in der Ausstellung als Bullet Action-Painting zu sehen sein werden. Für die Foto-Serie "Lieblingsmilchproduktionseinheit" zeigt sie in Ställen der Massentierhaltung Bauern mit ihrer jeweiligen Lieblingskuh.

In ihren Arbeiten für die Ausstellung "Almut Linde: Radical Beauty" im Kunstpalais eröffnet die Künstlerin einen neuen Blick auf die Schönheit hinter dem als landläufig hässlich Geltenden. So zeigt sie die Romantik einer vom Tagebau zerstörten Landschaft, die sakrale Ästhetik eines Schlachthofs oder die bestechende Farbigkeit von Düngemitteln. Linde interessiert sich vor allem für die Ungereimtheiten und Brüche im gesellschaftlichen System, die sie aufzeigt, ohne Vorurteile zu bedienen oder zu bewerten. Mit Begeisterung verschiebt sie Kontexte und schickt Zirkusakrobaten ebenso ins Museum wie Soldaten oder Atombrennstäbe.

Für das Kunstpalais hat Almut Linde mehrere neue Arbeiten geschaffen. In Zusammenarbeit mit dem in Erlangen ansässigen Unternehmen Areva entsteht die Videoarbeit "Heiße Zelle" und eine Rauminstallation mit Brennstäben aus der Atomindustrie. Zum ersten Mal wird zudem die neue Foto-Serie "Dirty Minimal #95.1 – History and Presence gezeigt", für die Linde heutige und frühere Bewohner des polnischen Dorfes Mostkowo aufeinandertreffen lässt und so einen neuen Blick auf die Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart eröffnet.

Almut Linde: Radical Beauty
18. Januar bis 16. März 2014
Eröffnung: Fr 17. Januar 14, 19 Uhr