Pommes Fritz

8. Februar 2012 Rosemarie Schmitt
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Der Junge war er ein sensibler Schöngeist, ein Weichei, und wäre vielleicht auch ein Warmduscher gewesen, hätte er über die heutigen sanitären Voraussetzungen verfügt. Dem Vater des künftigen Königs gefiel dies alles überhaupt nicht und der kleine Friedrich erntete Spott, Hohn und Ohrfeigen. Schließlich galt es, dem Filius beizubringen, ein König zu werden, und das hieß schließlich Kriege zu führen und zu morden, oder wenigstens imstande sein, morden zu lassen.

Friedrich der Kleine wuchs zu einem jungen Mann heran, und wuchs im gleichen Maße wie die Unzufriedenheit und die Konflikte zwischen Vater und Sohn. Friedrich war 18, als er versuchte, von zu Hause wegzulaufen. Heute tun dies die Heranwachsenden wesentlich früher. Die Strafe war entsetzlich: Friedrich wurde von seinem Vater in die Festungshaft nach Küstrin gebracht und mußte ansehen, wie sei Freund und Vertrauter, der 26jährige Hans Hermann von Katte, mit einem Schwert enthauptet wurde.

Beschäftigt man sich etwas eingehender mit dem Wesen des Kronprinzen und späteren Königs, so liegt nahe anzunehmen, daß er für Vater Königs Verhältnisse etwas zu eng vertraut war mit Hans Hermann. Aber das sind und bleiben nicht mehr und weniger als Spekulationen. Der Vater jedoch hatte offensichtlich mit seinen Erziehungsmethoden in manchen Bereichen sein Ziel erreicht. Friedrich der Kleine wurde groß und 1740 trat er sein Amt als König Friedrich II. von Preussen an. Er wurde zu einem emotional kalten, zynischen und verschlossenen, verbitterten, ledigen, kinderlosen und erfolgreichen Feldherrn. Nach drei langjährigen, kräfte- und menschenzehrenden Kriegen versah man ihn schließlich mit dem Beinamen "der Große".

Das war eine seiner Seiten. Diese wird meist mit seiner äußerst schwierigen Kindheit und den Methoden seines Vaters begründet. Das Elternhaus prägt enorm, und jeder Mensch ist das Ergebnis seiner Vergangenheit, die mit dem Tage der Geburt beginnt. Doch ist nicht, was man aus dem Erlebten macht, eine Frage des Charakters? War es nicht auch dieser Friedrich, der einst riet: Ein jeder solle nach seiner Façon selig werden! Nun, selig ist anders Herr König, aber Sie meinten wohl glücklich. Waren Sie glücklich?

Johann Gottfried Seume, geboren am 29. Januar 1763 in Kursachsen, also zu jener Zeit als Friedrichs Siebenjähriger Krieg ein Ende fand, schrieb: "Wo man singt, da laß" dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder." Eine im Volksmund entstandene Abwandlung einer Strophe seines Gedichtes:

"Wo man singet, lass dich ruhig nieder,
Ohne Furcht, was man im Lande glaubt;
Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;
Bösewichter haben keine Lieder."

Schön, und schön falsch, diesen Beweis trat auch Friedrich der Große an. Und welch wunderbare "Lieder" er imstande war zu lieben und auch selbst zu komponieren, beweist die CD von Deutsche Grammophon "Friedrich der Große – Musik aus Sanssouci" zu Ehren seines 300. Geburtstages. Zu hören auch Daniel Hope, spielend auf einer Violine, die zu Lebzeiten Friedrich des Großen, von Guarneri del Gesù im Jahre 1742 gebaut wurde!

Ich glaube die ersten 3 Minuten und 34 Sekunden zeigen eine der schönsten und sympathischsten Seiten dieses Königs. Der 1.Satz "Allegro Gassi" der Sinfonia D-Dur aus "Il re pastore" ist für mich der schönste Satz, den Friedrich je "sprach"! Satz 2 auf meiner Friedrichs-schönste-Sätze-Liste: "Als habt Ihr denen Herrschaften und Unterthanen den Nutzen von Anpflantzung dieses Erd Gewächses begreiflich zu machen, und denselben anzurathen, dass sie noch dieses Früh-Jahr die Pflantzung der Tartoffeln als einer sehr nahrhaften Speise unternehmen." (sic)

Damit erteilte er allen preußischen Beamten im Jahre 1756 den Kartoffelbefehl! Sie sollten allen Untertanen den Kartoffelanbau begreiflich und "schmackhaft" machen. So verdanken wir also Friedrich dem Großen diese frittierte Kartoffel-Köstlichkeit Pommes Fritz!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt