Play ► Station

Am 25. April 09 eröffnete Kunst Meran eine Ausstellung, die sich mit Kunst, Spiel und Videospielen auseinandersetzt. Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit Treviso Ricerca Arte realisiert. Valerio Dehò, der Kurator der Ausstellung, präsentiert ausgewählte Arbeiten von neun Künstlern, die das Thema von unterschiedlichen Blickpunkten aus entwickeln. Im Oktober wird die Ausstellung dann in Treviso zu sehen sein.

Spielen ist eine ernsthafte Tätigkeit. Das Spiel ist die Basis allen Lernens, und Kinder lernen genauso wie Jungtiere, durch das Spiel, zu leben, sich zu verteidigen und zusammenzuarbeiten. Dies ist ihre erste mögliche Erfahrung, die erste Erziehung fürs Leben. Im Spiel wird alles durchexerziert, auch die Aggressivität und der Überlebenskampf. Aus diesem Grund bedeutet spielen zu können gleichzeitig einen gewissen Reifegrad erlangt zu haben und sich in Folge den Lebenserfahrungen des Erwachsenenalters stellen zu können.

Die an dieser Ausstellung beteiligten Künstler verwenden die Sprache des Spiels auf unterschiedliche Art und Weise, bleiben aber alle seinen Grundprinzipien treu. Auch die Spiele selbst sind so unterschiedlich, dass es müßig scheint einen gemeinsamen Nenner zu finden. Kartenspiele unterscheiden sich grundsätzlich von Ballspielen und diese wiederum haben wenig gemein mit Rollenspielen. Der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein hat sich ausführlich mit dieser Thematik auseinandergesetzt und festgestellt, dass Spiele sich in unterschiedlichen Gruppen ähnlich sind, ein sog. Familiengefühl besitzen, jedoch durch keine universellen Elemente gemeinsam gekennzeichnet sind. Es gibt also keine allgemein gültigen Merkmale für Spiele und dies verbindet sie mit den Kunstwerken, die ebenso keinen gemeinsamen Nenner besitzen, der sie als Kunst kennzeichnen oder unterscheiden kann. Wir erkennen Spiele und Kunstwerke aufgrund ihrer "Familienähnlichkeit".

Die Ausstellung von Kunst Meran setzt sich mit der Tätigkeit des Spielens auseinander und nicht mit dem Spiel oder Spielzeug. In Anlehnung an die mechanischen oder die elektronischen Welt haben die Künstler so unterschiedliche Werke entwickelt wie die poetisch-naiven Spiele aus recyceltem Metall von Francesco Bocchini oder die deplacierenden Simulationen von Marco di Giovanni und die wissenschaftlichen Metaphern von Thomas Eller. Die Spielsachen von Chiara Lecca beunruhigen durch ihren tiefen Bezug zur bäuerlichen Welt und ihre sexuellen Anspielungen genau so wie die bunten Fernseher von Josef Rainer und seine liliputanische Welt. Enrico T. De Paris verbindet in seinen immer größeren und komplexeren "Kromosomen" Vergangenheit und Gegenwart, billige Spielsachen und digitale Technologie. Thomas Feuerstein bearbeitet in einem site specific Projekt ein Südtiroler Spiel und lädt das Publikum zum Mitspielen ein.

Auch die Interaktion spielt eine besondere und notwendige Rolle bei dieser Ausstellung. Videospiele sind der interaktiven Kunst sehr ähnlich und man kann sich fragen, ob der Spieler als Performer gesehen werden muss. In den Viedeospielen gibt es sehr viel künstlerische Performance: in erster Linie wird der Spieler sofort in einen fremden Raum katapuliert, einen Raum der Darstellung, an der man sich virtuell beteiligt, sobald man zu spielen beginnt. Das Videospiel von Antonio Riello beginnt mit der Ankunft illegaler Einwanderer an den Küsten Apuliens und entwickelt sich zu einem wahren virtuellen Krieg. Auch die junge österreichische Gruppe ZugZwangZukunft verändert traditionelle Videospiele, wie das bekannte Ping Pong, und entwickelt daraus mit eigener Software neue Simulationsspiele.

Die Ausstellung "Play ► Station" soll für große und kleine Besucher eine Möglichkeit bieten, sich mit der künstlerischen Vision des Spiels auseinanderzusetzen und sich gleichzeitig zu unterhalten und neue Erfahrungen zu machen.Ein Teil der Ausstellung wird in der Galerie Erwin Seppi, ebenfalls unter den Meraner Lauben gezeigt (www.erwinseppi.org).


Play ► Station
Kunst, Spiele und Videospiele
25. April bis 21. Juni 2009