Oscars 2009: Underdogs räumen ab

23. Februar 2009
Bildteil

Eine Überraschung gab es bei der Oscar-Verleihung mit der Auszeichnung des japanischen Films "Departures" für den besten fremdsprachigen Film. Während "Der seltsame Fall des Benjamin Button" von den 13 Nominierungen nur drei - und die in Nebenkategorien - eroberte, avancierte "Slumdog Millionaire", im Grunde ein echter Underdog-Film mit acht Oscars zum großen Sieger.

Auf der Rechnung für den Auslandsoscar hatten die meisten wohl Der Baader Meinhof Komplex, dem nicht aufgrund seiner Qualität, sondern aufgrund seiner amerikanischen Machart gute Chancen eingerechnet wurden, und natürlich den israelischen Beitrag Waltz with Bashir, in dem Ari Folman auf formal sensationelle Weise radikal persönlich seine Erfahrungen im ersten Libanonkrieg 1982 verarbeitet.

Bei der Wahl durchgefallen sind diese Filme, obwohl historische Themen bei den Juroren sonst immer gut ankommen, wohl aufgrund ihrer Härte, ihrer Schonungslosigkeit und Brutalität, sodass letztlich völlig überraschend der japanische Film "Departures" triumphierte.

Als kleiner Film kam Danny Boyles "Slumdog Millionaire" in die Kinos mauserte sich aber rasch zum Publikumsliebliebling und bald galt die Geschichte um einen indischen Teekellner, der vor der letzten Frage beim "Millionenquiz" steht und nun in Rückblenden durch Episoden aus seinem Leben erläutert, wie er alle Fragen beantworten konnte.

Kraftvolles, leidenschaftliches Kino, das freilich in seinem enormen Erzähltempo vielfach auch oberflächlich und ungenau ist und zahlreiche Probleme des modernen Indien mehr anreißt als ausleuchtet, ist Boyle damit gelungen. Mitreißendes Kino hat sich mit "Slumdog Millionaire", der sicher der Renner der heurigen Open-Air-Saison werden wird, gegen den formal weit geschliffeneren und runderen Der seltsame Fall des Benjamin Button durchgesetzt.

Logische Sieger gab es bei den Darstellerpreisen. Man mag bedauern, dass Mickey Rourke für sein Comeback in "The Wrestler" nicht ausgezeichnet wurde, aber in Zeiten Obamas konnte man einfach Sean Penn als schwulen Politiker Harvey Milk in Gus Van Sants Biopic "Milk" nicht übergehen. Wie Milk gegen die Diskriminierung der Homosexuellen und für Bürgerrechte kämpft und an die Möglichkeiten einer gesellschaftlichen Änderung - das Wort "change" fällt mehrmals - glaubt und bei allen Niederschlägen doch nie die Hoffnung aufgibt, hat mehr als nur eine Parallele zu dem derzeitigen US-Präsidenten.

Wenig überraschend auch die Auszeichnung Kate Winslets für ihre Leistung in "Der Vorleser" und in den Nebenrollen Penélope Cruz für ihren fulminanten Auftritt in Woody Allens "Vicky Cristina Barcelona" sowie posthum für Heath Ledger als Joker in "The Dark Knight".

Und bei den Animationsfilmen war "Wall E" wohl ebenso unschlagbar wie bei den Dokumentarfilmen "Man on Wire".