Im Jahr 2000 machten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien einen Aufsehen erregenden Fund. In einem der IKG gehörenden Zinshaus stießen sie in einer leerstehenden Wohnung auf dutzende Karteiladen, einen vom Boden bis an die Decke reichenden Stapel großformatiger Bücher und 800 Umzugskartons, vollgefüllt mit Akten und Dokumenten aus dem Bestand der Wiener Kultusgemeinde.
Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass rund 500.000 Seiten aus den Jahren der NS-Herrschaft in Österreich stammten. Sie waren vermischt mit jüngerem, aber auch mit älterem Material aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Ein vergessener Teil der Archivbestände der IKG Wien war wiedergefunden worden.
In Kooperation mit der Anlaufstelle der IKG Wien für jüdische NS-Verfolgte und mit Unterstützung der Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem präsentiert das Jüdische Museum Wien im Sommer 2007 erstmals das Archiv der IKG Wien, dessen älteste verwahrten Dokumente bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen.
Die Ausstellung zeigt nicht nur wesentliche Aspekte der Geschichte der Wiener jüdischen Gemeinde anhand historischer Dokumente, die in Umfang und Vollständigkeit einzigartig die 300jährige Geschichte einer jüdischen Gemeinde von ihrem Beginn über die NS-Herrschaft bis zur Zeit nach dem Holocaust belegen. Sie beschäftigt sich auch mit der Frage des Archivs als Gedächtnisort sowie mit dem Problem der Systematisierung und Ordnung von historischen Informationen.
Ordnung muss sein
Das Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien
4. Juli 2007 bis 21. Oktober 2007