Omer Fasts künstlerische Arbeit befasst sich mit dem Status von Erfahrung und Geschichte in einer durch die Medien Film und Fernsehen geprägten Gesellschaft. Mit seinen Videoinstallationen analysiert er die Verwandlung von Erfahrungen in Erinnerungen und wie daraus Geschichten entstehen. In welcher Form werden Erinnerungen vermittelt, wie werden sie gesammelt, selektiert, aufgezeichnet und gesendet?
Im Rahmen seiner ersten Einzelpräsentation in Wien zeigt Fast zwei neue Werke, "The Casting" und "De Grote Boodschap". Beide Arbeiten erörtern den Fragenkomplex auf jeweils unterschiedliche Weise. Die Grundlage der Mehrfachprojektion "The Casting" bilden Interviews, die Fast 2006 mit einem Angehörigen der US Streitkräfte vor einem erneuten Irak Einsatz führte. Die Erzählungen stellte er filmisch als "eingefrorene" Bilder nach, um sie in einem Spiel mit der Vorstellung von Vergangenheit und Gegenwart, dem authentischen Ereignis und der nachträglichen Inszenierung, ineinander verschwimmen zu lassen.
Omer Fast konfrontiert die AusstellungsbesucherInnen sowohl mit politisch relevanten Informationen und ideologischen Darstellungs-Konventionen in Film und Fernsehen als auch mit den subjektiven Dimensionen der Wahrnehmung und Vermittlung von Geschichten. Fragen des "Verdrängens", "Begehrens" und "Genießens" sowohl auf Seiten der in die Ereignisse Verstrickten als auch auf Seiten der RezipientInnen vor den Bildschirmen verschränken sich ineinander. Dabei entsteht ein Szenario jenseits gängiger Differenzierungen zwischen CNN und B-Movie, Dokumentation und Fiktion oder Realität und Repräsentation, das die RezipientInnen auf antagonistisches Terrain führt.
"De grote Boodschap" (Die Große Botschaft) wurde im belgischen Mechelen aufgenommen und präsentiert einander überlappende und sich gleichzeitig widersprechende Geschichten verschiedener flämischer Paare, die in einer Zeitschleife gefangen sind. Während die einzelnen Charaktere zu verstehen versuchen, was geschehen ist bzw. was gerade passiert, scheinen sich die Bewegung der Kamera und die jeweils anderen ProtagonistInnen systematisch gegen sie zu verbünden. Die zwischen Ernsthaftigkeit und Groteske schwankenden Geschichten beschreiben Verdauungs- und Ausscheidungsprozesse sowohl im wortwörtlichen wie auch im psychologischen Sinn.
Ausstellungskatalog: Omer Fast - The Casting, Herausgegeben vom Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, 148 Seiten, zahlreiche Abb. in Farbe, mit einem Gespräch Omar Fast – Sven Lütticken und einem Essay von Matthias Michalka
Omer Fast - The Casting
5. Oktober 07 bis 20. Januar 08
MUMOK Factory