The old expressions are with us always and there are always others

In Ulrike Müllers (*1971 in Brixlegg, Tirol, lebt in New York) künstlerischer Arbeit geht es um das Verhältnis von Abstraktion und Körper sowie um einen Malereibegriff, der nicht an Pinsel und Leinwand gebunden ist. Die geometrisch anmutenden Figuren und Farbflächen in ihren Kompositionen sind nie "reine" Abstraktion; sie rufen erotische und sexuelle Assoziationen wach, sie necken, berühren und durchdringen einander, ohne sich allerdings in einfache Gegensatzpaare auflösen zu lassen. Müller verwendet Abstraktion als ein Vokabular, das – je nach Kontext und Betrachter – gegenständlich besetzt, affektiv aufgeladen und politisch konnotiert sein kann.

Müllers Personale im Mumok zeigt eine malerische Praxis, die sich nicht über Technik definiert, sondern bewusst Medien und Formate sucht, die Verbindungen zu anderen Lebens- und Produktionsbereichen herstellen. So führt die Künstlerin ihre Kompositionen etwa in Emaille aus, die sowohl bei der kommerziellen Schilderherstellung wie bei der kunsthandwerklichen Fertigung von Schmuck Verwendung findet. Auch in textile Objekte wie Quilts oder Teppiche hat sie ihre Entwürfe übersetzt.

Müllers malerische Produktion stellt sich außerkünstlerischen Standards und Fertigungsweisen: In den Emaille-Bildern lotet sie die Möglichkeiten einer industriell produzierten Farbpalette aus; ihre Teppiche greifen auf die traditionellen Kenntnisse von Weberinnen in Oaxaca, Mexiko zurück, die Müllers Entwürfe umsetzen. Die gezielte Konfrontation mit dem "Anderen" – mit vermittelnden und regulierenden Instanzen – wirft die Frage nach der "künstlerischen Hand" auf: danach, wie Bilder innerhalb eines solchen Setups "expressiv" werden, wie subjektiver Ausdruck ins Spiel kommt.

Die eigens für die Personale im Mumok entstandenen Teppiche, Papierarbeiten, Emaille- und Leinwandbilder machen anschaulich, dass Müller Expressivität in den Zwischenräumen verortet: Ihr Umgang mit Form und Figur ist ein performativer. Kippeffekte, Verschiebungen und Umkehrungen aktivieren das Verhältnis zwischen den Elementen einer Komposition, zwischen den Arbeiten einer Gruppe, zwischen verschiedenen Techniken und Medien – und zwischen Betrachter und Werk.


The old expressions are with us always and there are always others
10. Oktober 2015 bis 21. Februar 2016