Ohne Künstler keine Kunst

Maler, Objektkünstler, Fotokünstler, New-Mail-Artist, Designer, Jazzmusiker: Padhi Frieberger einer Kunstsparte zuzuordnen ist unmöglich. In konsequenter Vielseitigkeit hat der 1931 in Niederösterreich geborene Künstler ein die verschiedensten avantgardistischen Strömungen verbindendes Œuvre geschaffen, das sich jeder Kategorisierung entzieht.

Seine Verweigerung jeglicher gesellschaftlicher Verankerung machte es ihm unmöglich, sein Werk kommerziell zu vermarkten. Obwohl er mit vielen seiner Arbeiten in privaten wie auch öffentlichen Sammlungen vertreten ist, wird Padhi Frieberger weit unter seinem Stellenwert gehandelt. Mit "Künstler im Fokus #3 Padhi Frieberger. Ohne Künstler keine Kunst" rückt das MAK Padhi Frieberger in angemessener Weise ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.

Padhi Friebergers künstlerisches Werk erklärt sich erst im Kontext seines extremen Lebenskonzepts, das per se als Gesamtkunstwerk zu verstehen ist. Häufig wird Frieberger als "Einzelgänger par excellence" beschrieben, er selbst sieht sich vielmehr als "Protagonist". Avantgardistische Strömungen lebt und denkt er seit jeher vor, lange bevor sie in der Gesellschaft oder in der Kunstwelt verankert sind.

Er war der erste Radfahrer in Wien, als die Autolobby ihren Siegeszug feierte, präsentierte sich als ökologisch motivierter Atombomben-Gegner, als die grüne Bewegung noch nicht existierte, züchtete Friedenstauben und lebte vor dem Aufkommen der Hippie-Bewegung ein Hippie-Dasein – in kargen Verhältnissen, ohne Strom und ohne Fenster, auf Schloss Hagenberg. Nebenbei trat er als Jazzmusiker in Fatty Georges Art Center am Petersplatz auf.

In synchroner Weise komplex, avantgardistisch und andersartig ist Padhi Friebergers künstlerisches Lebenswerk. Er schuf eine Fülle von Arbeiten im Bereich Objektkunst, die am ehesten der Merzkunst Kurt Schwitters vergleichbar sind, und betätigte sich als bemerkenswerter Maler. Ohne jemals selbst eine Kamera zu besitzen, schuf er als "Lichtbildner" und "Porträtfotograf" ein beachtliches fotografisches Werk. Lange bevor es E-Mails gab, versandte er seit den frühen 1950er Jahren "Mail-art" in die ganze Welt – per Post.

Eine konzentrierte Auswahl von Objekten, Fotografien, Mail-Art-Arbeiten und Filmmaterial aus dem Entstehungszeitraum von zirka 1958 bis 2007 macht in der MAK-Präsentation "Künstler im Fokus #3 Padhi Frieberger. Ohne Künstler keine Kunst" Friebergers Werk erstmals in seiner Heterogenität zugänglich. Die Ausstellung versteht sich dabei als Beitrag zum Verständnis eines der wichtigsten Protagonisten der zeitgenössischen Kunstszene.

"Padhi Frieberger. Ohne Künstler keine Kunst" ist die mittlerweile dritte Präsentation im Rahmen der Reihe "Künstler im Fokus", mit der das MAK ein richtungweisendes Konzept zur Neupositionierung der MAK-Schausammlung Gegenwartskunst verfolgt. Für jeweils circa sechs Monate wird der Saal der Schausammlung einem in der Sammlung vertretenen Künstler gewidmet. Das Hauptaugenmerk liegt auf wenig bekannten Werkgruppen, wobei die in der MAK-Sammlung vertretenen Positionen mit Leihgaben ergänzt werden.

"Künstler im Fokus" ermöglicht nicht nur eine konzentrierte Auseinandersetzung mit Positionen wichtiger in der Sammlung vertretener Künstler, sondern gibt darüber hinaus mit der Präsentation zusätzlicher Leihgaben im Kontext einer Ausstellung einen Impuls für Neuankäufe bzw. Donationen. Damit werden neue Perspektiven zur Erweiterung und Ergänzung der Sammlung geschaffen.

Nach "Rainer, sonst keiner! Überschriftungen", "Alfons Schilling. Sehmaschinen 007" und "Padhi Frieberger. Ohne Künstler keine Kunst" soll "Künstler im Fokus" mit Präsentationen von Liam Gillick, Franz West, Vito Acconci, Ilya Kabakov, Michael Kienzer und Brigitte Kowanz fortgeführt werden.


Padhi Frieberger - Ohne Künstler keine Kunst
23. Oktober 2007 bis 30. März 2008
MAK-Schausammlung Gegenwartskunst