Novepiùuno

2. Dezember 2008
10.10.2008 bis  18.12.2008
Bildteil

Die "Meraner Gruppe" ist ein Zusammenschluss von Künstlern aus dem Raum Meran. Meran (ital. Merano, lat. Castrum Maiense) ist eine Kurstadt im dreisprachigen Südtirol. Das italienische novepiùuno heißt soviel wie 9+1. Die 9 steht für die neun Meraner Künstler, die 1 hingegen für den jährlich wechselnden Gastkünstler.

Mitglieder der Meraner Gruppe sind: Sabine Auer, Franziska Egger, Hannes Egger, Martin Geier, Christian Martinelli, Stefan Sader, Sara Schwienbacher, Peter Schwellensattl und Peter Tribus. Jährlich arbeitet die meraner gruppe mit einem international renommierten Gastkünstler zusammen. Im Jahr 2007 war es Gabriele Amadori aus Mailand, 2008 ist es Ugo Dossi aus München.

Im Jahr 2008 setzt sich die Meraner Gruppe speziell mit der Identität auseinander. Identisch sein meint formal, dass A gleich A ist. A ist mit sich ident, wenn es in verschiedenen Sachlagen und Umständen immer dasselbe bleibt. Streng genommen kann kein Ding mit einem anderen identisch sein, es kann höchstens Ähnlichkeit oder (Fast)-Gleichheit herrschen. Ein Ei gleicht dem anderen, ist aber nicht identisch.

Im Unterschied zu den vorausgegangen Ausstellungen im Jahr 2008 ("A=A" und "Identität der Gegensätze"), in welchen das soziale Geflecht im Mittelpunkt stand, hat sich der Fokus verändert. Das Individuum rückt in den Vordergrund. Das Kollektiv gibt die Einzelpersonen frei, diese beschäftigen sich mit dem Ich (auf südtiroler Mundart bzw. auf Englisch "I"), ohne Rücksicht auf die soziale Umgebung, ohne Kompromisse und ohne Diplomatie. Die Frage der Identität wird zur Frage des Einzelnen. Jeder Einzelne spricht und jeder Einzelne hört zu. Die Ausstellung ist eine Ich – Ich Beziehung. Das Ich ist thematisch. Ob es mit sich identisch, ist zeigt sich im Auge des eigenen Angesichts.

Identität hat mit Wählen zu tun. Beim Wählen wird angekreuzt, es steht in Zusammenhang mit dem Ein- und Ausgrenzen. 2002 wurde in Bozen gewählt. Das Kapitel "Tag des vertagten Friedens" wurde aufgeschlagen. Es sollte eine Morgenröte in der Südtirolpolitik sein. Der Bürgermeister von Bozen, Giovanni Salgehetti-Drioli, benannt den Siegesplatz in Friedensplatz um. Die Morgenröte dauert nicht lange, das eingeführte Referendum brachte die Namensänderung zu Fall. Der Platz heißt seit dem 06. Oktober 2002 wieder Siegesplatz. Ein Ausdruck dafür, dass der Nationalismus in Südtirol immer noch Teil der Identität ist.

Alle paar Jahre wird zu den Wahlen aufgerufen, manchmal mit neuen Gesichtern, mehr Merchandising und immer denselben Sprüchen. Etwas Angstmacherei, der böse Andere usw. Heuer ist es wieder soweit. In Südtirol und in Österreich. Einmal im Leben wird die Sprachzugehörigkeit gewählt bzw. erklärt. Davon hängt vieles ab: welche Schule, ob deutsche, italienische oder ladinische, man besucht, welche Chancen man hat bei der Vergabe öffentlicher Stellen. Nicht Erklärende haben ein Problem, da sie nirgendwo dazugehören.

Soviel zu Südtirol, um darzulegen, wie wichtig es ist für diese Menschen, irgendwo dazu zu gehören, die Grenzen zu kennen und zu achten, sich mit ihrer Geschichte und Identität auseinander zu setzen. Das Kreuz mit der Identität bleibt. Nicht nur für Südtiroler, für viele Menschen.

Die 10 Künstler der Meraner Gruppe haben sich auf die Suche begeben und geforscht. Sie haben ihren Standort bestimmt. Es zeigt sich, dass politische Themen nicht maßgeblich sind. Unter den 10 Positionen findet sich keine explizit politische Aussage. Vielmehr werden die großen Lebensthemen angegangen. Die Kindheit bei Christian Martinelli, die Suche bei Sara Schwienbacher, das Vergehen der Zeit bei Franziska Egger, der Tod bei Martin Geier, die Wahl bei Hannes Egger, das Unbewusste bei Ugo Dossi, die Sexualität bei Stefan Sader, das Alter Ego bei Sabine Auer, der Kosmos bei Peter Tribus und die Aktualität bei Peter Schwellensattl.

Fehlt den Künstlern der Mut, das zu sagen, was es zu sagen gilt oder empfinden sie anders? Die Frage nach der Identität wird als individuelle Frage, nicht als Frage der Sprache, der Kultur, der Religion, der Zugehörigkeit empfunden. Kann es sein, dass die Künstler in ihrer Beschäftigung etwas Entscheidendes aussagen, etwas Stilleres, nicht Nationales, sondern Menschliches? Der Mensch steht im Mittelpunkt, der Mensch als in der Welt stehend, nicht unproblematisch, aber gemein menschlich.

Termine:
Peter Tribus 10.10. - 16.10.08
Hannes Egger 17.10. - 23.10.08
Stefan Sader 24.10 - 30.10.08
Martin Geier 31.10. – 06.11.08
Peter Schwellensattl 07.11. – 13.11.08
Sara Schwienbacher 14.11. – 20.11.08
Franziska Egger 21.11. – 27.11.08
Sabine Auer 28.11. – 04.12.08
Christian Martinelli 05.12. – 11.12.08
+ Ugo Dossi 12.12. – 18.12.08

Vernissage: je Freitag um 20.00 Uhr;
10./17./25./31. Oktober
07./14./21./28. November
05./ 12.Dezember

Temporary Meraner Gruppe Gallery
Garnisongasse 7, A-1090 Wien

täglich außer Fr 16 – 20 Uhr