No Wave. New York 1976–84

Die Produktionen waren billig, die Darsteller/innen frech, der Film orientierte sich am Musik-Underground. New York in den Jahren 1976 bis 1984: Während die Stadt einem Trümmerhaufen glich, brach eine junge Generation aus dieser Verfallsszenerie aus. Mit Super-8-Kameras und teils primitiven inszenatorischen Mitteln schuf die Gruppe eine "Neue Welle inhaltsreicher, Performance-orientierter Spielfilme".

Ausschlaggebend dafür war nicht zuletzt die Do-it-yourself-Haltung, die noch von Punk bzw. der spezifischen New Yorker Reaktion darauf, der "No-Wave-Musik", herrührte. Dazu kam ein dezidierter Wille zum Crossover, oder wie der Musiker und Schauspieler John Lurie einmal sagte: "Jeder machte das, was er nicht konnte." Musiker traten in Filmen auf, Filmemacher gründeten Bands, Künstler fühlten sich in kunstfremden Sparten zu Hause. Manche Protagonisten wurden später gar zu Hauptfiguren des US-Kinos, wie Jim Jarmusch (Permanent Vacation) oder Kathryn Bigelow (The Set-Up).

Die Schau besteht zum einen aus vier Kurzfilmprogrammen: Arbeiten von John Lurie, Vivienne Dick, Beth B & Scott B oder James Nares stecken Schwerpunkte wie Musik, Gewalt, Sexualität und (ironisch gebrochene, teils nihilistische) Selbstentwürfe ab. Dazu kommen ausgewählte Langfilme, die zunächst auf Super-8 entstanden, bald jedoch ambitioniertere production values verfolgten. Während Filme wie "Rome "78" noch ganz einem Warholschen Camp-Ethos verpflichtet sind (James Nares stellt das untergehende Rom mit einem Who is Who der No-Wave-Szene nach), orientieren sich Vortex (Beth B & Scott B), Subway Riders (Amos Poe), King Blank (Michael Oblowitz) oder Variety (Bette Gordon) auch an Formaten des "großen Kinos" – vor allem am Film Noir, dessen Aura ganz dem Verschwörungs- und Untergangsklima der damaligen Zeit entsprach.

Christian Höller, Kurator der Schau, wird in einer Lecture die reiche Crossover-Kultur der "No Wave"-Szene vorstellen und mehrere Einführungen halten. Die Kurzfilmprogramme wurden gemeinsam mit den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen organisiert.

No Wave. New York 1976–84
4. bis 14. Juni 2010