"Neue Architekturen" von Marbod Fritsch

31. Mai 2009
09.05.2009 bis  07.06.2009
Bildteil

Egal ob es sich um Zeichnungen, Malereien oder konzeptuelle Projekte handelt, die künstlerischen Arbeiten des in Bregenz und Wien lebenden und arbeitenden Künstlers Marbod Fritsch verkörpern seit jeher ganz spezifische Denk- und Handlungsräume. Fritsch bedient sich textueller und zeichenhafter Codes, um die Erzeugung und Auflösung von Realität zu thematisieren.

Schienen sich bei ihm die zeichnerischen und installativ-konzeptionellen Werkstränge bisher voneinander losgelöst autonom zu entwickeln, so beweist die kommende Ausstellung in der Lustenauer Galerie Stephanie Hollenstein, dass sich diese unterschiedlichen Disziplinen immer stärker aufeinander zubewegen. Die Analogien zwischen Zeichnung und konzeptionellen Kopfgeburten werden offenkundiger. In Lustenau präsentiert der Künstler Installation und Zeichnung unter dem Titel "Neue Architekturen" denn auch erstmals parallel in einer geschlossenen Ausstellung.

Der erste Raum der Galerie ist dem zeichnerischen Werk gewidmet. Der Begriff "Zeichnung" relativiert sich hier aber in diesen neuen Arbeiten insofern, als die Bildmotive, wie etwa lineare Netzstrukturen, die sich zur Mitte hin verdichten, auf Doppelfolien gedruckt werden. Konkret handelt es sich um grossformatige aluprofilierte Kästen, die acht bis zehn Zentimeter dick sind, und nach innen und aussen versetzt zwei Rillen aufweisen. In diese Rillen werden die mit Gummikanten bestückten Folien hineingedrückt und stabilisiert. Die vordere Folie ist durchlässiger als die hintere. Dadurch scheint die hintere durch, womit der gedruckten Zeichnung ein gewisses Mass an Unschärfe verliehen wird. Ein an und für sich äusserst präzises Arbeitswerkzeug, nämlich der Printer, wird solcherart von einer durch Überlagerung erzeugten "Ungenauigkeit" konterkarriert. Die Präsentationsform erinnert an die doppelbodigen Werbekästen und –ständer, wie sie etwa beim Messebau gängig sind. Durch die Doppelbödigkeit treten die gedruckten Zeichnungen quasi aus dem Bild heraus und erlangen eine räumliche Qualität. Fritsch bestückt den vorderen Galerienraum mit insgesamt sechs solcher dreidimensionalen Bildkästen. Drei davon erreichen das imposante Format von 240 mal 160 Zentimetern, drei weitere weisen das Format 180 mal 120 Zentimeter auf.

Den hinteren Raum, den 105 Quadratmeter grossen Hauptraum der Galerie Stephanie Hollenstein, besetzt Marbod Fritsch mit quadratischen, industriell gefertigten Holzplatten, die eine Kantenlänge von 40 Zentimetern aufweisen und unterschiedlich hoch sind. Die mit weissem Kunststoff beschichteten Pressspanplatten wachsen wie eine reliefartige Landschaft in den Raum hinein. Die Installation ist begehbar, allerdings muss der Besucher aufpassen, dass er aufgrund der unterschiedlichen Höhenniveaus nicht ins Stolpern gerät. Der Künstler zitiert mit diesem Heraustreten des Bodens respektive dieser "Eroberung" des Raumes durch den Boden den Raster der Deckenstruktur.


Marbod Fritsch - Neue Architekturen
9. Mai bis 7. Juni 2009

Galerie Stephanie Hollenstein
Pontenstraße 20
A 6890 Lustenau
T 0043 (0)5577 84542

Öffnungszeiten:
Fr 18 - 21 Uhr
Sa 17 - 20 Uhr
So/Fe 10 - 12, 14 - 17 Uhr