Neue Architektur in Südtirol 2012 - 2018

Ab 29. September zeigen Kunst Meran, der Südtiroler Künstlerbund und die Architekturstiftung Südtirol die dritte Ausgabe von "Neue Architektur in Südtirol". Zum dritten Mal nach den Ausgaben von 2006 und 2012 schaut 2018 eine internationale Expertengruppe auf die vergangenen sechs Jahre Südtiroler Baugeschehens. Aus knapp 240 eingereichten und nominierten Projekten wurde eine Vorauswahl von rund 80 interessanten Bauten getroffen und diese wurden dann im Zuge einer mehrtägigen Fahrt vor Ort besichtigt.

Der Architekturkritiker und ehemalige Architekturredakteur der NZZ Roman Hollenstein aus Zürich, der Architekturhistoriker und Lehrbeauftragte an der Universität Ferrara sowie Architekturredakteur von Casabella Marco Mulazzani und die Wiener Architektin Marta Schreieck von Henke Schreieck Architekten haben schließlich 38 Bauten für die Ausstellung ausgewählt und für den Katalog noch weitere 24 als sehr gelungen gelistet.

Das Ergebnis ihrer "Besten 38" liegt nun in einer Ausstellung und als umfassende Publikation in Form einer Reise durch Südtirol vor. Vom westlichen Vinschgau ins östliche Pustertal, bestechen die ausgewählten Bauten durch sensible, einprägsame,behutsame oder besonders zeitgemäße Entwurfsideen und Umsetzungen. Neben einigen jüngeren Architekten und Architekturbüros fällt die große Kontinuität einer bedeutenden Gruppe von Planern auf, die bereits seit der ersten Ausgaben 2006 mit ihren Projekten für Aufmerksamkeit gesorgt haben auf. So wurden zwar immer wieder neue Architekturexperten gerufen, doch haben alle an den Projekten einiger Büros Gefallen gefunden. Mit großer Ernsthaftigkeit wurde – wie Marco Mulazzani in seinem Beitrag für das Buch herausstreicht – seit zwanzig Jahren an einer "Architektur der Autonomie" gearbeitet. Diese begreift sich als eine Architektur, die die Antagonisten zwischen Urbanität und Ruralität ebenso wie jene zwischen italienischer und deutscher Identität zu überwinden versteht und eine autarke interkulturelle Architektursprache generiert hat.

Auf der Reise die im Vinschgau beginnt, entpuppt sich beispielsweise ein Hotel in einem hochgelegenen Ferienort an seiner Rückseite als achtgeschossiger Turm mit einer Vielzahl touristischer Funktionen und Angeboten. Der Innenraum einer Destillerie in der Nähe bezaubert durch ein fast magisches Licht zwischen roter Lochziegelhülle und Kupfer-Brennblasen. Bald schon wird deutlich, dass Hand in Hand mit den Entwurfsideen engagierte Bauherren es ermöglichen, dass gute Bauten, innovativen Betriebskonzepte und mutige Einzelbauten entstehen können. In Bozen wartet die neue Architekturszene mit einer Vielzahl urbaner Bauaufgaben auf: soziale Einrichtungen wie ein Zentrum für psychiatrische Rehabilitation, eine Stadterweiterung samt Infrastrukturen wie Bahnhof, Kirche und Schulen oder gelungene Sporteinrichtungen entlang der Talfer. Die Villa eines Kunstsammlers mitBlick auf Bozen ist eine skulptural am Hang sitzendes Haus für die Sammlerfamilie und die umfangreiche Kunstsammlung.

Wohnbauten in der beliebten Gegend des Überetsch mit Beispielen aus Girlan und Eppan setzen sich mit den Anforderungen des Wohnens im Spannungsfeld zwischen hoher Dichte und Dialog mit der schönen Landschaft auseinander. Die Weiterfahrt ins Eisack- und Pustertal macht schließlich deutlich, wie dicht und peripher Südtirol mit hochwertigen Bauten übersät ist. So dürfen sich die Bewohner eines kleinen Dorfes oberhalb von Brixen über ein exklusives Haus der Vereine freuen und die Einwohner und Gäste auf der gegenüberliegenden Talseite über eine Tiefgarage im Dorfzentrum, die den Dorfbewohnern Raum für eine große Freizeitanlage anstatt zahlreicher geparkter Autos bietet. In einem 30-Seelen-Weiler im Pustertal zeigt eine Tischlerei schließlich, wie das 100-jährige Familienunternehmen einen winzigen Schuppen auf dem Firmenareal zu einem der schönsten und vielleicht inspirierensten Schauräume Südtirols umgebaut hat.


Neue Architektur in Südtirol 2012 - 2018
29. September 2018 bis 6. Januar 2019
Eröffnung: Fr 28. September, 19.30 Uhr