Nenzing: Goldenes Einhorn im Doppelpack für Publikums- und Juryfavorit "Forever Over"

Das von Manuela Mylonas geleitete 30. Alpinale Kurzfilmfestival in Nenzing feierte mit der Preisverleihung am Samstagabend den Abschluss seiner Jubiläumsveranstaltung. Über 1200 Kurzfilmfans konnte das Festivalteam in der vergangenen Woche nach Nenzing locken. Filmemacher aus der Ukraine, Polen, Serbien, Deutschland, Belgien und Österreich stellten sich den Fragen von Moderatorin Nina Hofer.

Von 700 Filmeinreichungen aus 51 Ländern liefen 30 Filme im Wettbewerb. Eine internationale Jury prämierte die folgenden Sieger mit fünf goldenen Einhörnern, dem Preis für den besten Vorarlberger Kurzfilm (Vorarlberg Short) und zwei lobenden Erwähnungen.

Regisseur Erik Schmitt, der bereits letztes Jahr mit "Nashorn im Galopp" den Publikumspreis für eine kreative Liebeserklärung gewonnen hat, konnte sich dieses Jahr mit "Forever Over", für den er erneut Schauspielerin Marleen Lohse engagierte, sowohl den Preis der Jury als auch des Publikums sichern. Sein Film handelt von einem Paar, das ihrer langweiligen Beziehung durch das gegenseitige Erfüllen von Wünschen wieder neues Leben einhauchen möchte.

"Anomalo" von Aitor Gutierrez (Spanien) ist mit dem "Goldenen Einhorn" für den besten internationalen Film ausgezeichnet worden. Drei ältere Herren vergnügen sich in diesem Werk damit, eine Frau vom Hallenbad eines Sportzentrums mit ihren Ferngläsern zu beobachten. Die Fensterfront des Hallenbades ist für sie gleichzeitig Schutzschild und Ausguck. Doch eines Nachts werden Luis, Dario und Pedro Zeugen eines Ereignisses, von dem es kein Zurück mehr gibt.

Die Schweizerin Elena Brotschi überzeugte mit ihrer Abschlussarbeit an der Zürcher Hochschule der Künste. In ihrem Hochschulfilm "Von Faltbooten und Heringen" setzte Brotschi verschiedene Momentaufnahmen auf einem Campingplatz in Szene. Der trockene Humor der Geschichte funktioniert hauptsächlich über das Timing der verschiedenen Charaktere.

Auch der polnische Animationsfilm "under_construction" von Marcin Wojciechowski erhielt ein "Goldenes Einhorn". Die Geschichte wird in Tagebuchform mit Zeichnungen und Grafiken erzählt. Die Vielschichtigkeit einer Persönlichkeit wird durch die gleichzeitige Auflösung und Wiederherstellung bildhaft dargestellt und setzt sich spielerisch mit der Wirklichkeit und Fragen wie "Wer bin ich? Woraus bestehe ich?" auseinander.

Die Jury würdigte beim österreichischen Hochschulfilm "Die Jacke" von Patrick Vollrath vor allem die schauspielerischen Leistungen von Laurence Rupp, Hanna Binder und Daniel Sträßer. Auch dem ukrainischen Animationsfilm "Khalabudka" von Manuk Depoyan sprach die Jury eine weitere lobende Erwähnung aus. Vier Teammitglieder von "Khalabudka" waren auch während des Festivals persönlich vor Ort und erzählten von den schwierigen Produktionsbedingungen. Die Jury lobte die Filmemacher, wie sie unter den aktuellen Umständen für ihre Kunst kämpfen. Khalabudka ist ein altes Haus, an dem die Zeit nicht spurlos vorüber gegangen ist. Aber wie ein alter Mann hat es sich das Gemüt eines Kindes bewahrt. Die Geschichte erzählt vom Erwachsenwerden, von Erinnerungen, von der Dankbarkeit und Liebe für die eigenen Wurzeln.

Aus über 20 eingereichten Kurzfilmen aus Vorarlberg wurden im Vorfeld bei einer öffentlichen Kurzfilmnacht vier Favoriten für das Festival nominiert. Aus diesen vier Besten der Kategorie "Vorarlberg Short" hat sich die Jury für das 15minütige Musikvideo "Welcome to Candyland" von Regisseur Jakob Kasimir und Kameramann Julien Nagel entschieden. Im Gegensatz zu "Forever Over" lag bei "Welcome to Candyland" der Geschmack von Publikum und Jury allerdings diametral auseinander.