Nach dem frühen Tod

Der Mythos des früh verstorbenen Künstlers umweht beide: Blinky Palermo und Peter Roehr. Doch als Palermo 1977 mit 33 Jahren starb, wurde er als James Dean der deutschen Kunst gefeiert, und sein Stern begann noch heller zu leuchten. Peter Roehr dagegen wurde nach seinem Tod 1968 mit 23 Jahren zunächst vergessen. Es sollte über 40 Jahre dauern, bis sein Werk wieder entdeckt und durchgesetzt war. Warum? Zufall? Zeitgeschichte? Oder gibt es Mechanismen und Strategien, mit denen sich das Nachleben eines OEuvres steuern lässt?

In einer großen Ausstellung spürt die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden im Frühjahr 2015 dem Mythos des früh verstorbenen Künstlers nach. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem dessen Einfluss auf Preisentwicklung und Werkpolitik. Ausgehend von Vincent van Gogh, dem Prototyp des leidenden Künstlers der Moderne, werden zahlreiche emblematische Kunstwerke jung verstorbener Künstler und Künstlerinnen aus dem 20. und 21. Jahrhundert versammelt. Darunter beispielsweise Eva Hesses "Studioworks" aus den 1960er Jahren, wegweisende Bilder Blinky Palermos und eine Lichtinstallation von Felix Gonzales-Torres.

So zeigen sich auf vielfältige Weise die unterschiedlichsten Strategien zur Legendenbildung um das unvollendete Werk und dessen posthume Stilisierung: vom Geniekult bis zum Marktphänomen. Bisweilen schreibt gar Hollywood an der Legendenbildung von Künstlern mit: etwa der Vincent van Goghs, der mit 47 Jahren starb, Jackson Pollocks, der 44 Jahre alt wurde oder Jean-Michel Basquiats, der im Alter von 27 Jahren seiner Drogensucht erlag. Am Ende bleibt die zentrale Frage: Wie wirkmächtig überlagern Nachlassstrategien, Preisentwicklungen und Stilisierung das eigentliche Werk und den ästhetischen Genuss? Welche Legenden und Mythen haben sich verselbständigt und verstellen den Blick auf das OEuvres?

KünstlerInnen: Absalon (1964-1993), Bas Jan Ader (1942-1975), Jean-Michel Basquiat (1960-1988), Öyvind Fahlström (1928-1976), Vincent van Gogh (1853-1890), Felix González-Torres (1957-1996), Gerhard von Graevenitz (1934-1983), Keith Haring (1958-1990), Eva Hesse (1936-1970), Martin Kippenberger (1953-1997), Ketty La Rocca (1938 – 1976), Uwe Lausen (1941-1970), Mark Lombardi (1951-2000), August Macke (1887-1914), Michel Majerus (1967-2002), Ján Mančuška (1972 – 2011), Piero Manzoni (1933-1963), Gordon Matta-Clark (1943-1978), Ana Mendieta (1948-1985), Wilhelm Morgner (1891-1917), Hélio Oiticica (1937-1980), Blinky Palermo (1943-1977), Jackson Pollock (1912-1956), Jason Rhoades (1965-2006), Peter Roehr (1944-1968), Christoph Schlingensief (1960-2010), Rudolf Schwarzkogler (1940-1969), Robert Smithson (1938-1973), Dash Snow (1981-2009), Hermann Stenner (1891-1917), David Wojnarowicz (1954–1992), Francesca Woodman (1958-1981)


Nach dem frühen Tod
21. März bis 21. Juni 2015