Morgen, Kinder, wird’s nix geben

10. September 2007 Kurt Bracharz
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Das Wort "Überbevölkerung" ist aus dem Wortschatz so ziemlich verschwunden. Es ist politisch unkorrekt, zu sagen, es lebten seit Jahrzehnten zu viele Menschen auf diesem Planeten, manche hören da immer gleich mit, man schlage als Lösung des Problems Völkermord vor, und ganz Schlaue fragen, zuviel wofür? Die Ressourcen würden doch für alle und auch noch für Milliarden Menschen mehr reichen, wenn sie nur anders verteilt würden, wenn alle Buddhisten und Vegetarier wären usw.

Anders herum darf man es jetzt aber doch formulieren, ohne anzuecken, dass nämlich in absehbarer Zeit mehr als die derzeitigen 850 Millionen Unterernährten hungern werden; es gibt also gar nicht zu viele Menschen, sondern nur zu wenig Nahrung. Dagegen wird sich ja sicher etwas machen lassen, schließlich hat es ja schon einmal eine agrarische Revolution gegeben, damals durch die Erfindung des Kunstdüngers. Diesmal wird es die Gentechnik sein (es soll Leute geben, die das im Ernst glauben) oder ... ja, was sonst? Eigentlich ist nichts in Sicht. Wenn der Klimawandel tatsächlich stattfindet, hat er katastrophale Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die ertragreichen Getreidesorten sind sehr anfällig gegen Klimaschwankungen.

Außerdem geht der Trend beim Anbau jetzt in die Gegenrichtung zur Nahrungsmittelproduktion, nämlich zu Biotreibstoffen. In den USA wird derzeit ein Fünftel der Maisernte in Ethanol umgewandelt, und weltweit werden mehr Mais, Zuckerrohr, Palmen und Raps angebaut, um Biosprit zu liefern. Beim Mais war die Folge, dass der Maismehlpreis für das Brot der Massen, also die Tortillas, so anstieg, dass es zu Protesten kam, in China stieg mit den Futtermittelpreisen der Schweinefleischpreis, in Großbritannien der des Rindfleischs. In Afrika sind einige Menschen mehr verhungert, die vorher Lebensmittel zugeteilt bekamen. Indien, Brasilien, Indonesien reservieren Anbauflächen für Biosprit-Pflanzen, in Südafrika denkt man gleich an vier Millionen km².

Damit wenigstens die Autos was zu fressen haben.