Möbel als Trophäe

Die Ausstellung "Möbel als Trophäe" vom 27. Mai bis 1. November 09 im Wiener MAK hat das Phänomen tierischer Materialien im Bereich des Möbeldesigns als zentrales Thema. Die Objekte reichen vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Möbelstücke aus Geweih oder Gehörn werden Klassikern des modernen Wohndesigns gegenübergestellt, die mit Tierfell bezogen sind.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, fanden Möbel aus Jagdtrophäen erst durch die Mode des 19. Jahrhunderts weite Verbreitung. Das MAK verfügt über einen ausgezeichneten Bestand an Möbeln, die aus Geweihen erlegter Hirsche hergestellt wurden, wie ein Ensemble aus verschiedenen Tischen, Stühlen und Armlehnsessel, das aus dem kaiserlichen Jagdschloss in Neuberg an der Mürz stammt.

Als Möbelüberwürfe, Bettvorleger, Teppiche oder Wandbespannungen hatten sich Felle von Bären, Raubkatzen, Zebras und anderem Großwild seit Beginn des 20. Jahrhunderts schon in den Innenräumen der Moderne bewährt. In den 1920er Jahren begannen die Architekten, sie auch als Bezüge ihrer innovativen Möbelentwürfe zu verwenden. So konzipierte der Schweizer Architekt Le Corbusier 1928 zusammen mit Charlotte Perriand und Pierre Jeanneret luxuriöse "Erholungsmaschinen" für die Entspannung, die mit Fohlenfell überzogen waren.

In der Ausstellung zu sehen ist der Klassiker "Basculant", ein mit Fohlenfell bespanntes Sitzmöbel, sowie die legendäre Liege aus dem Besitz des Maharadschas von Indore, deren verchromtes Stahlrohrgestell mit einem Leopardenfell bespannt wurde. Weitere Höhepunkte der Ausstellung sind seltene Stücke wie ein aus Robbenknochen und -fell gefertigter Inuit-Jagdhocker aus der Neuen Sammlung – Staatliches Museum für angewandte Kunst in München, ein aus Giraffenknochen und Antilopenhorn bestehender und mit Elefantenhaut bezogener, kolonialer Rauchtisch aus dem Museo di Storia Naturale in Venedig, ein Sofa und ein Spiegel aus einem österreichischen Hornsalon vom Ende des 19. Jahrhunderts.

Bis heute werden verschiedene Tierfelle auf vergleichbare Weise immer wieder dazu verwendet, spezielle Sitzmöbel – oder selbst die gewohnte Massenware Sessel – zu veredeln und mit einem Hauch von Luxus, Exotik und Erotik zu versehen. Neu entstandene Geweih-, Horn- und Fellobjekte von Designern und Künstlern wie Jerszy Seymour, Micha Brendel und Helmut Palla sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.


Zur Ausstellung erscheint der Katalog "Möbel als Trophäe", herausgegeben von Peter Noever, mit Beiträgen von Sebastian Hackenschmidt, Petra Lange-Berndt, Barbara Plankensteiner, August Ruhs, deutsch/englisch, ca. 112 Seiten, mit zahlreichen Farb- und Schwarzweißabbildungen, Verlag für moderne Kunst Nürnberg 2009

Möbel als Trophäe
27. Mai bis 1. November 2009