Mixed Pickles # 7

8. April 2013 Kurt Bracharz
Bildteil

Gemäß einer Studie der Universität Florenz überwintern Bäckerhefen im Darm von Wespenköniginnen. Die Pilze werden von Wespen mit der Nahrung aufgenommen und bleiben in deren Körpern. In die Umwelt gelangen die Hefen wieder mit der Nachkommenschaft der Königin.

Experten der Universitätsklinik Heidelberg wollen die (physisch ungefährliche) Schärfe von Peperoni in einer Kurzzeittherapie für sich selbst verletzende Jugendliche einsetzen. Der Selbstverletzungsdruck soll durch den starken, schmerzhaften Sinnesreiz beim Beißen auf eine scharfe Chilischote reduziert werden.

Ein 222 kg schwerer Blauflossenthunfisch aus dem Pazifik ist im Dezember 2012 am Tokioter Fischmarkt Tsukiji für 155,4 Millionen Yen (ca. 1,3 Millionen Euro) vom Präsidenten einer Sushi-Kette ersteigert worden.

"Das Magazin der österreichischen Slow Food Convivien" verteidigte in seiner Nr. 1/2013 die sizilianische Mattanza als "klassische, nachhaltige Fangmethode", welche von "Slow Food" unterstützt wird. Der Artikel zitiert Cinzia Scaffidi, Direktorin des Slow Food Studiencenters und Verfasserin von Büchern über nachhaltige Fischerei: "Im Vergleich zum industriellen Thunfischfang fallen die Mengen, die von den Fischern während der Mattanza gefangen werden, überhaupt nicht ins Gewicht. Schuld daran, dass die Bestände des Blauflossen-Thunfischs heute bedroht sind, tragen die industriellen Fangflotten, die den Schwärmen nachjagen und alles nehmen, was sie kriegen können. Die Mattanza hingegen ist eine saisonale und bestandschonende Form der Fischerei." Da es sich bei der letzten noch stattfindenden Mattanza um eine Touristenattraktion handelt, gab das Magazin auch die Webadresse der Mattanza vor der Insel Favignana bei Trapani an.

Der Hoteldirektor Oliver Eller des Berliner "Adlon" sagte 2012 über den Preis von 17 Euro für die "Currywurst Adlon vom Havelländer Apfelschwein": "Wir verkaufen hier ein Erlebnis. Wenn ich hier die leckerste Currywurst meines Lebens genieße, mit Blattgold und selbst gestoßenem Currypulver, wenn ich meinen Freunden davon erzählen kann, dann wird der Preis irrelevant."

Im Wallfahrtsort Lourdes kosteten 2007 die von einem Frauenorden produzierten Hostien elf Euro pro tausend Stück, mittlerweile liegt der Preis bei über 20 Euro, was laut "Le Figaro" auf hohe Getreidepreise und sinkende Nachfrage zurückzuführen ist.

Aus dem Glossar der deutschen Zeitschrift "Ökotest" vom April 2013, S. 157: "Wiederherstellung des Fruchtsaftaromas: Die Kennzeichnung "Apfelsaft aus Apfelsaftkonzentrat" (oder Zitronensaft aus Zitronensaftkonzentrat bzw. jeweilige andere Frucht) bedeutet, dass dem Saft im Erzeugerland Wasser und Aroma getrennt entzogen und in Deutschland wieder zugefügt wurden. Häufig sparen die Hersteller dabei an Aromastoffen." Diese Begriffserklärung ergänzte einen Apfelschorle-Test, in dem es hieß, fünf der zwölf getesteten Produkte hätten mit dem Aromenmuster eines durchschnittlichen Apfeldirektsaftes "nur wenig gemein, da die Aromen nicht ausreichend wiederhergestellt wurden". Konzentrate werden verwendet, um trotz unterschiedlicher Erntebedingungen usw. einen gleichförmigen Geschmack der Markenprodukte erzielen zu können.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2012 der amerikanischen Lebensmittelbehörde FDA enthielten 67 von 330 untersuchten Proben von Shrimps aus thailändischen Farmen gegen Antibiotika resistente Klebsiella-Bakterien, von denen 32 sogar gegen jeweils acht verschiedene Antibiotika resistent waren.

Das US-Zeitmagazin "Mother Jones" spottete in der Januar/Februar-Ausgabe 2013 über Konserven für Survivalists: "AmericQual macaroni and beef in sauce Meal Ready to Eat" (Haltbarkeit: 5 Jahre) sei beliebt bei amerikanischen Soldaten "with no other menu options", "Mountain House freeze-dried eggs with bacon" (Haltbarkeit: 7 Jahre) werde einem nach einem Monat Jagd auf Eichhörnchen schmecken, weil einen dann die unnatürliche gelbe Farbe, der Geschmack nach flüssigem Rauch und die gummiartige Konsistenz nicht mehr stören würden, und "Shelf Reliance freeze-dried strawberry slices" (Haltbarkeit: 25 Jahre) würden wie guter Wein mit dem Alter immer besser.

"Gestern abend habe ich zuviel Absinth getrunken, weil der Sonnenuntergang so hübsch war; der Erfolg davon ist das Fieber. Das ist sehr schade, denn ich liebe Absinth, und ich liebe die gesteigerte Fähigkeit zur Farbenwahrnehmung, die er einem verschafft." (Robert James Fletcher: "Inseln der Illusion. Briefe aus der Südsee." Syndikat Autoren- und Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main 1981, S. 82)

Die Schweizer Bundesregierung will die Wörter "Absinth", "Fée verte" und "La Bleue" zu geschützten geografischen Angaben erklären, sodass Produkte mit diesen Bezeichnungen nur noch aus dem Val-de-Travers kommen könnten, wo der Absinth erfunden wurde. Nach dem Protest von Herstellern aus anderen Gebieten liegt die endgültige Entscheidung nun beim Schweizer Bundesverwaltungsgericht. Absinth war in der Schweiz von 1910 bis 2005 verboten.

In der Tapas-Bar von Albert und Ferran Adrià in der Avenida Paral.lel in Barcelona muss man sich seinen Platz mindestens drei Monate im Voraus reservieren lassen. Bemerkenswert, weil Tapa ja zuerst die bescheidene Brotscheibe war, mit der man sein Glas gegen Insektenbesuch abdeckte, und später eine Gratis-Kleinigkeit, die einem der Wirt zum Getränk spendierte, etwa ein paar Oliven.

Die Anzahl der Bakterienarten im menschlichen Mund sinkt seit der Jungsteinzeit permanent, wie australische Untersuchungen von Zahnstein an Zähnen aus verschiedenen Geschichtsepochen gezeigt haben. Dieser Artenrückgang begünstigt das Vorherrschen von Kariesbakterien.

Auf einer WHO-Liste des Alkoholkonsums von Erwachsenen und Jugendlichen ab 15 Jahren stehen auf den ersten fünf Plätzen die Länder: Moldavien, Russland, Südkorea, Portugal und Irland.

Beim sogenannten "Pferdefleischskandal" schlug der deutsche CDU-Parlamentarier Hartwig Fischer vor, die TK- und Fertigprodukte, deren Pferdefleischanteil auf den Inhaltsangaben verschwiegen worden war, nachträglich korrekt zu etikettieren, um sie legal in den Verkehr bringen und Hilfsorganisationen wie den Tafeln zur Verfügung stellen zu können. Der Politiker hat für diesen vernünftigen Vorschlag hauptsächlich Spott und Hohn geerntet.

Seit Mitte Januar 2013 gilt in Italien ein neues Olivenöl-Gesetz, das dem gängigen Schwindel der Großproduzenten um Herkunft, Alkylester-Gehalt, "aktiver Veredelung" und unangebrachter "extra vergine"-Bezeichnung ein Ende machen soll. Auch die EU arbeitet an neuen Vermarktungsvorschriften für Olivenöl, die Anfang 2014 in Kraft treten sollen. Es braucht allerdings viel Optimismus zu glauben, dass neue Gesetze die alten Verhältnisse tatsächlich grundlegend ändern können, und das ausgerechnet in Italien ...