Mixed Pickles # 1

14. März 2011 Kurt Bracharz
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Bei der Markteinführung seiner Suppenkonzentrate in England machte der Konzern Campell 30 Millionen US-Dollar Verlust, weil die englischen Konsumenten die Dosensuppen für zu teuer hielten, da ihnen niemand gesagt hatte, dass es sich um ein Konzentrat handelt.

Der heilige Benedikt sprach jedem Mönch das Anrecht auf ein "Hemina" Wein zu. Heute weiß allerdings niemand mehr, wieviel ein Hemina ist. Die Benediktiner in Einsiedeln haben das Problem ganz einfach gelöst, indem sie ihren Hauswein "Hemina" nannten. So bekommt nun jeder Mönch täglich seinen Hemina.

Das Jaffa-Label, das seit den 1920-er Jahren zuerst für Orangen, später allgemein für Zitrusfrüchte aus Israel stand, ist mittlerweile auch an Produzenten aus Ländern wie Südafrika und Spanien verkauft worden. Aufmerksam wurden die Konsumenten auf diese Tatsache durch einen Skandal im Iran im Jahre 2009, als auf Teheraner Märkten Orangenkisten mit einem Label "Jaffa Sweetie Israel" entdeckt wurden, die vermutlich über Dubai aus China importiert worden waren. Der Direktor des Citrus Marketing Board sagte dazu: "Wir empfehlen auch den Iranern, das Original zu genießen und nicht irgendeine Fälschung aus China." Aus Furcht vor Verbraucherboykotten klebt andererseits das Jaffa-Label auch nicht mehr auf allen echten israelischen Produkten.

Der Niederländer Dirk von Vliet wollte 2009 in der Glarner Gemeinde Mollis am Walensee Wolfsbarsche, Doraden und Störe züchten, aber die Gemeinde brachte das Projekt zu Fall.

Der Verzehr von bitter schmeckenden Zucchini kann zu ernsthaften Vergiftungen führen. Die Bitterkeit verrät das Vorhandensein toxischer Cucurbitacine. Diese Giftstoffe kommen an sich nur noch in Zierkürbissen vor, aber manchmal entstehen im Garten Kreuzungen von Zierkürbissen mit Zucchini und anderen kultivierten Kürbissorten, und diese Kreuzungen produzieren erneut Cucurbitacine.

Im Aargau heißen die Armen Ritter "Fotzelschnitten". Über die Etymologie dieser Bezeichnung wird auch in der Schweiz gelegentlich noch gerätselt, zum Beispiel in Alfred Haefelis "Die besten Schweizer Rezepte und ihre Geschichten" (Lenzburg 2010). Hier steht: "Fotzelschnitte könnte von Fotzel oder Fötzel abgeleitet sein, was nicht gerade schmeichelhaft ist, meint man doch damit einen durchtriebenen, charakterlosen Menschen." Oder neuerdings einen Nicht-Schweizer, könnte man hinzufügen, denn "fremde Fötzel" ist eine stehende Redewendung nicht nur bei der SVP. Aber das Wort "Fotzel" hat eine ältere Bedeutung, die auch das Vorarlbergische Wörterbuch von Leo Jutz (Wien 1960) kennt: "Wollflocke, Flocke von Fädchen, Fasern am Tuch u. dgl., Schlinge, Knötchen im Gewebe". In der Schweiz bezeichnet es Reste, Fragmente, etc., und Arme Ritter oder Fotzelschnitten werden ja aus Brotresten gemacht.

Am zweiten Wochenende im März 2011 schrieben sicherlich ohne Wissen um den jeweils anderen Text der bekannteste Gourmetkritiker Deutschlands, Wolfram Siebeck, in seiner Kolumne im "Zeit Magazin" und sein potentieller Nachfolger, Jürgen Dollase, in "Der Standard" sich auf interessante Weise ergänzende Sätze.

Siebeck: "Ein Gratin gelingt sogar in den Küchen unserer Gastronomie höchst selten. Das liegt daran, dass der Chef lieber an komplizierten Fischgerichten herumfummelt ... Die Kartoffelscheiben lagern seit einigen Minuten auf einem Handtuch, damit sie nicht mehr nass sind. Nun lege ich davon eine Schicht auf den Boden der Form, salze und pfeffere nicht zu vorsichtig. Darauf folgt eine zweite Schicht Kartoffeln, und wieder wird gesalzen und gepfeffert. ... darauf noch einmal zwei Lagen Kartoffeln, jede einzeln gesalzen und gepfeffert. Das wiederholte Salzen betone ich, denn rohe Kartoffelscheiben sind wie Ziegen und verschlingen alles, was man ihnen vor die Nase hält."

Hingegen Dollase: "In der Praxis steht am Anfang eine Art Abrüstung. Die üblichen Geschmacksbilder werden nicht nur von Geschmacksverstärkern, sondern bis in die Spitzenküche hinein von Unmengen von Salz und Pfeffer und Gewürzen bestimmt. Wenn Sie einen Koch sehen, der jedes Element eines Gerichtes automatisch salzt und pfeffert: gehen Sie weg, schalten Sie aus, er kann nicht kochen."