Miroslav Tichý an der Bregenzer Seestraße

Vom 25. März bis 1. Juni 2008 zeigt das Kunsthaus Bregenz auf den Billboards in der Seestraße Arbeiten des tschechischen Künstlers Miroslav Tichý (* 20. November 1926). Mehr als 30 Jahre lang fotografierte der inzwischen 81-jährige fast ausschließlich Menschen in seiner Heimatstadt Kyjov in Südmähren. Tichý besucht in den späten 40er Jahren die Kunstakademie Prag und gilt bald als talentierter Maler und Zeichner. Doch nach der Machtübernahme durch die Kommunisten verändert sich sein Leben deutlich.

Als Gegner des Regimes verbringt er über 8 Jahre in Gefängnissen und psychiatrischen Einrichtungen. Danach wird er zum Außenseiter, er nimmt Züge eines Obdachlosen oder Landstreichers an. Er trinkt viel, wäscht sich nicht mehr und seine Kleidung besteht nur noch aus Lumpen. Nach dem Verlust seines Ateliers bleibt ihm nur noch die Fotografie. Mit selbst gebauten Kameras, Teleobjektiven und selbst konstruierten Entwicklungsvorrichtungen entstehen meist unscharfe, geheimnisvoll belichtet und häufig mit Bleistift und Schere nachbearbeitete Schwarz-Weiß-Bilder von badenden Frauen, von der Verkäuferin nebenan, von spielenden Kindern in der Schule und Mädchen beim Tanz. Immer wieder hebt er einige Fotos durch selbst gemalte Rahmen hervor.

Bewunderswert ist die Menge an Fotografien, die er in seinem Leben gemacht hat. So hatte er über Jahrzehnte hinweg die Maxime, täglich eine bestimmte Anzahl an Bildern zu schießen, lange Zeit waren das 3 Filme à 36 Bilder pro Tag. "Fotografieren ist Malen mit Licht" und "Du musst etwas schlecht machen, damit es wahrgenommen wird", so zwei Aussagen Miroslav Tichýs, die seine künstlerische Haltung auf den Punkt bringen. Die Kunstwelt nahm ihn nicht wahr, und er selbst mied fast jeden Kontakt zur Außenwelt. So entstand von einem völlig autarken Künstler ein isoliertes Gesamtwerk voller Schönheit und Poesie.


Miroslav Tichý
25. März bis 1. Juni 08
KUB-Billboards
Seestraße Bregenz